[Santiago] Santos XII Apóstoles

  • Am heutigen Sonntag findet in der Titelkirche eine Rosenkranzandacht statt, die vom Erzbischof von Sanct Luca und Metropoliten der Demokratischen Union, Bernhard Leber, abgehalten wird.


    Es singt der Kirchenchor.


    Lieber Brüder und Schwestern in Christo,
    in der Heiligen Schrift lesen wir:
    " Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht und du wieder jung wirst wie ein Adler. Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht allen, die Unrecht leiden. Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun. Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht für immer hadern noch ewig zornig bleiben. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten. So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind. Ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blüht wie eine Blume auf dem Felde; wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Die Gnade aber des Herrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die seinen Bund halten und gedenken an seine Gebote, dass sie danach tun. Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles. Lobet den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die ihr seinen Befehl ausrichtet, dass man höre auf die Stimme seines Wortes! Lobet den Herrn, alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen tut! Lobet den Herrn, alle seine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft! Lobe den Herrn, meine Seele!"


    Es singt der Kirchenchor.


    Liebe Gemeinde,
    Gott krönt uns mit der Gnade der Barmherzigkeit. Wir, die wir gottebenbildliche Geschöpfe sind, sind aufgerufen, auch im eigenen Leben die Barmherzigkeit zu verwirklichen. Damit wir dafür die innere Kraft und Gelassenheit finden, lade ich Euch ein, gemeinsam mit mir den Barmherzigkeitsrosenkranz zu beten.


    Der Erzbischof nimmt den Rosenkranz in die rechte Hand und kniet nieder:


    "O Blut und Wasser, aus dem Herzen Jesu als Quelle der Barmherzigkeit für uns entströmt, Jesus, ich vertraue auf Dich! Barmherziger Jesus, in dem Augenblick Deines Kreuzestodes für uns bete ich Dich an, lobpreise Dich und bitte, umfasse mit Deiner unerschöpflichen Barmherzigkeit die ganze Menschheit, besonders die armen Sünder und die Sterbenden."


    "Vater unser, der Du bist im Himmel.
    Geheiliget werde Dein Name.
    Zu uns komme Dein Reich.
    Dein Wille geschehe
    wie im Himmel also auch auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute
    und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Übel.
    Amen. "


    "Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
    der Herr ist mit dir.
    Du bist gebenedeit unter den Frauen,
    und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.
    Heilige Maria, Mutter Gottes,
    bitte für uns Sünder
    jetzt und in der Stunde unseres Todes.
    Amen."


    "Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
    die sichtbare und die unsichtbare Welt.
    Und an den einen Herrn Jesus Christus,
    Gottes eingeborenen Sohn,
    aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
    Gott von Gott, Licht vom Licht,
    wahrer Gott vom wahren Gott,
    gezeugt, nicht geschaffen,
    eines Wesens mit dem Vater;
    durch ihn ist alles geschaffen.
    Für uns Menschen und zu unserem Heil
    ist er vom Himmel gekommen,
    hat Fleisch angenommen
    durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
    und ist Mensch geworden.
    Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
    hat gelitten und ist begraben worden,
    ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
    und aufgefahren in den Himmel.
    Er sitzt zur Rechten des Vaters
    und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
    zu richten die Lebenden und die Toten;
    seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
    Wir glauben an den Heiligen Geist,
    der Herr ist und lebendig macht,
    der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
    der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
    der gesprochen hat durch die Propheten,
    und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
    Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
    Wir erwarten die Auferstehung der Toten
    und das Leben der kommenden Welt.
    Amen."


    "Ewiger Vater, ich opfere Dir auf den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit Deines über alles geliebten Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, um Verzeihung zu erlangen für unsere Sünden und die Sünden der ganzen Welt."


    "Durch sein schmerzhaftes Leiden hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt. Heiliger Gott, heiliger starker Gott, heiliger unsterblicher Gott, hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt. Heiliger Gott, heiliger starker Gott, heiliger unsterblicher Gott, hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt. Heiliger Gott, heiliger starker Gott, heiliger unsterblicher Gott, hab Erbarmen mit uns und mit der ganzen Welt."


    "O Blut und Wasser, aus dem Herzen Jesu als Quelle der Barmherzigkeit für uns entströmt, Jesus, ich vertraue auf Dich! Barmherziger Jesus, in dem Augenblick Deines Kreuzestodes für uns bete ich Dich an, lobpreise Dich und bitte, umfasse mit Deiner unerschöpflichen Barmherzigkeit die ganze Menschheit, besonders die armen Sünder und die Sterbenden."


    Nachdem der Erzbischof den Rosenkranz heruntergebetet hat.


    Liebe Brüder und Schwestern in Christo,
    gedenkt der sieben weltlichen Werke der Barmherzigkeit, als da wären:
    die Hungrigen speisen.
    den Dürstenden zu trinken geben.
    die Nackten bekleiden.
    die Fremden aufnehmen.
    die Kranken besuchen.
    die Gefangenen besuchen.
    die Toten begraben
    und der sieben geistigen Werke der Barmherzigkeit, als da wären:
    die Unwissenden lehren.
    den Zweifelnden recht raten.
    die Betrübten trösten.
    die Sünder zurechtweisen (vgl. Correctio fraterna).
    die Lästigen geduldig ertragen.
    denen, die uns beleidigen, gerne verzeihen.
    für die Lebenden und die Toten beten.
    Handelt danach und gedenkt der Worte unseres Herrn Jesus Cristus: "Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan."


    Der Erzbischof hebt seine Arme:
    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Es ertönt die Orgel.

  • Jonatan hat von der Andacht des ratelonischen Metropoliten gehört und war extra dazu nach Santiago gekommen. Nun sitzt er in der Kirche und betet leise den Rosenkranz in seiner Muttersprache mit.


    Hill deg, Maria, full av nåde,
    Herren er med deg,
    velsignet er du iblant kvinner,
    og velsignet er ditt livs frukt, Jesus.
    Hellige Maria, Guds mor,
    be for oss syndere,
    nå og i vår dødstime.
    Amen.


    Anschließend horcht er der Worte Lebers und denkt über die gepredigte Barmherzigkeit nach.

  • Es ertönt die Orgel.


    Liebe Brüder und Schwestern in Christo,
    ich lade Euch heute ein, gemeinsam zur Ehre und zum Lobe Gottes zu beten. Denn das Beten ist die persönliche lebendige Beziehung eines jeden Menschen zu unserem unendlich guten Gott, zu seinem Sohn Jesus Christus und zum Heiligen Geist.
    Amen.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    insonderheit der goldnen Sonne willen,
    die Du gemacht.
    Denn schön ist meine königliche Schwester,
    gibt Morgenrot und Mittagshelligkeit,
    den Abendhimmel als der Künstler bester
    malt sie mit glühenden Farben allezeit.
    Des Lenzes Blüten und des Sommers Ähren,
    des Herbstes Trauben dank ich ihr,
    kein anderes Geschöpf zu Deinen Ehren
    spricht lauter mir.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    des Bruders Mondes und der Sterne willen,
    die Du gemacht.
    Denn sie verklären meiner Nächte Dunkel,
    und Friede trinkt das Herz,
    blick ich empor, löst freundlich ihr Gefunkel
    mir jeden Schmerz.
    Ich schau das Bild der Ewigkeiten
    im Sternenschein,
    und nimmer kann im Wandel ich der Zeiten
    ganz ungetröstet sein.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    und um der Luft, der holden Schwester willen,
    die Du gemacht.
    Sie blickt mit sanftem Auge zu mir nieder,
    umkost mich lind
    und tränkt mit Lebensodem meine Glieder
    im Sommerwind.
    Sie trägt die Wolken über alle Länder
    mit mütterlichem Sinn
    und läßt sie Regen träufeln, Segensspender,
    zur Erde hin.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    und um des Feuers, meines Bruders willen,
    das Du gemacht.
    Denn, schön und stark, weiß er die Kraft der Erze
    zu bändigen in seiner roten Glut,
    demütig, milde, leuchtet mir die Kerze,
    in treuer Hut,
    erwärmt er meine winterliche Zelle
    bereitet mir das Mahl,
    verscheucht die Dunkelheit mit froher Helle
    aus Kammer, Gang und Saal.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    Auch um des Wassers, meiner Schwester willen,
    das Du gemacht.
    Denn sie ist keusch und aufrichtig von Herzen,
    und alles Schöne nimmt sie freudig auf,
    verklärts durch rhythmisch-heitres Spiel und Scherzen
    im Wellenlauf.
    Dem Wandrer labt sie in der Sonne Gluten
    der Zunge Trockenheit
    und kühlt die Glieder wohlig in den Fluten
    ihm hilfsbereit.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    vor allem um der Mutter Erde willen,
    die Du gemacht,
    der schöngegürtet, ewig-wunderbaren,
    die Gras und Kräuter, Busch und Baum,
    die Tiere schuf, vom kleinsten unsichtbaren
    bis zu den Riesen tief im Meeresraum.
    Sie hat auch meinen schwachen Leib gestaltet,
    der wehrlos scheint und dennoch seine Hand
    zum Werkzeug aller Werkzeuge entfaltet,
    und mit der Zunge leicht das Wort gesandt
    in eines andern Brust, daß ein Gedanke
    mit mir sich eint, ein Ton aus beiden klingt
    und so zuletzt ein Werk zum danke
    aus zweier Menschen Doppelkraft entspringt.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    um aller Heiligen und Weisen willen,
    die rühmen Deine Macht,
    der Brüder mild, mit sanften Händen,
    die jene, die sie haßten, nur geliebt
    und jenen, die da fluchen, Segen spenden,
    im Leid geübt.
    Die dankbar Dich mit hohem Sinn verehrten
    und unverwandt,
    lag schwer mitunter auch auf den Bekehrten,
    Herr, Deine Hand.


    Herr Gott, ich preise Dich im stillen
    um Deiner Werke Pracht,
    auch um der Schmerzen und des Todes willen,
    die Du erdacht.
    Denn unsre Trauer wird zur Freude wenden
    sich einst im Zeitenlauf,
    schließt Bruder Tod uns erst mit stillen Händen
    des bessern Lebens Pforte auf.
    Und selig die, so in dem Herzen sterben
    ohn Furcht und Graun,
    sie werden froh die Ewigkeit erwerben
    und keinen zweiten Tod mehr schaun.


    Es singt die Sopranistin des Kirchenchors und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasst uns nun beten, wie Jeus uns gelehrt hat:
    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.

  • Zieht unter den Klängen der Orgel in die Kathedrale ein.


    Liebe Gemeinde,
    wir lesen in der Heiligen Schrift:
    "Und siehe, ein Gesetzesgelehrter stand auf und versuchte ihn und sprach: Lehrer, was muß ich getan haben, um ewiges Leben zu erben? Er aber sprach zu ihm: Was steht in dem Gesetz geschrieben? Wie liest du? Er aber antwortete und sprach: `Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst. Er sprach aber zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu dies, und du wirst leben.
    Indem er aber sich selbst rechtfertigen wollte, sprach er zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?
    Jesus aber erwiderte und sprach: Ein Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und weggingen und ihn halbtot liegen ließen. Von ungefähr aber ging ein Priester jenen Weg hinab; und als er ihn sah, ging er an der entgegengesetzten Seite vorüber. Ebenso aber kam auch ein Levit, der an den Ort gelangte und sah ihn und ging an der entgegengesetzten Seite vorüber. Aber ein Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin; und als er ihn sah, wurde er innerlich bewegt; und er trat hinzu und verband seine Wunden und goß Öl und Wein darauf; und er setzte ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine Herberge und trug Sorge für ihn.
    Und am folgenden Morgen zog er zwei Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach: Trage Sorge für ihn; und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme.
    Was meinst du, wer von diesen dreien der Nächste dessen gewesen ist, der unter die Räuber gefallen war? Er aber sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm übte. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin und handle ebenso!"


    Es singt der Kirchenchor.


    Liebe Gemeinde,
    was muss man tun, um das ewige Leben zu erben? Mit dieser Frage tritt ein Schriftgelehrter an Jesus heran und gibt ihm zur Antwort "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie dich selbst." Und Jesus empfiehlt ihm, genau danach zu leben.
    Die Geschichte hätte hier zu ende sein können, wenn der Schriftgelehrte nicht eine wichtige Frage aufgeworfen hätte, nämlich die Frage, wo die Hilfsbereitschaft an ihre Grenzen stößt. Jesus antwortet nicht theoretisch, sondern mit einer beispielhaften Geschichte, und entlarvt das Wissen des Schriftgelehrten als tote Theorie, solnge sich dieses Wissen nicht in praktischer Hilfe über die Grenzen allgemeiner Konvention hinaus bewährt.
    Aber wie ist es mit uns selbst? Auch wir wissen theoretisch, was zu tun ist, wenn Menschen in Not und Gefahr geraten sind. Aber wie oft bleibt nicht unser Wissen über das Tun des Guten nur Theorie, wie oft gehen wir an denjenigen einfach vorbei, der unsere Hilfe benötigt; sei es aus Termingründen, aus Konvention, aus Egoismus oder vielleicht auch "christlichen" Beweggründen - ganz nach dem Motto "Hilf Dir selbst, dann hilft Gott"?
    Oder wie oft haben wir uns nicht gedacht: dafür bin ich nicht zuständig. Für was gibt es den Sozialstaat, die Polizei, die Gerichte, die Notärzte oder andere, die zur Hilfe oder Abhilfe von Amts oder Berufs wegen da sind.
    Insgesamt drei Menschen komment an der Stelle des Überfalls vorbei: ein Priester, ein Tempeldiener, den man Levit nannte, weil diese Tempelmitarbeiter ursprünglich aus dem Stamm Levi stammten, und schließlich ein Samaritaner, ein Mensch also, der einer Gruppe angehörte, auf die die Juden zur Zeit Jesu verächtlich herabsahen.
    Denn diese Samariter waren keine "waschechten" Israeliten, sondern die Nachkommen von assyrischen Besatzungssoldaten, die vor vielen Jahrhunderten mit israelitischen Frauen Kinder hervorgebracht hatten. Hinzu kam, dass diese Samaritaner einen religionsvermischten Glauben hatten und als ihr Hauptheiligtum nicht den Tempel in Jerusalem, sondern ein Heiligtum auf dem Berg Garizim nutzten. Erschwerend waren üble Gerüchte über die Samaritaner, etwa ihre angebliche "Verunreinigung" des Jerusalemer Tempelplatzes durch Verstreuen menschlicher Gebeine.
    Der Priester geht an dem Überfallenen in seiner Not wahrscheinlich darum vorüber, weil er die Vorschrift kennt, dass sich derjenige, der eine Leiche berührt, verunreinigt und damit sich selbst disqualifiziert für den Dienst im Tempel. Indem Jesus den Priester als ersten anführt als einen, der das alle anderen Regeln überragende Gebot der Notfallhilfe missachtet, macht er indirekt deutlich, dass in seiner Sicht die jüdischen Reinigungsgebote und- Verbote durch sein Kommen an ihr Ende gekommen sind.
    Der Levit mag aus Angst, von den möglicherweise hinter dem Felsen nur auf eine weitere günstige Gelegenheit für einen Überfall lauernden Räubern ebenfalls überfallen zu werden, ebenfalls schnellen Schrittes an dem Zusammengeschlagenen vorübergegangen sein.
    Nur der dritte Passant, ausgerechnet ein Mitglied der verfemten Volksgruppe der Samariter, hält an, überwindet alle sicher auch in ihm aufkommende Angst, und hilft.
    Ein Samaritaner hilft einem Volksfeind und einem Glaubensfremden und beschämt die Rechtgläubigen der erwählten Heilsgemeinde, den Priester und den Tempeldiener. Hinter dieser Geschichte Jesu steht unausgesprochen aber die Frage. Wo haben denn Liebe und Barmherzigkeit ihre Grenzen?
    Jesus gibt Antwort auf diese Frage: Liebe und Barmherzigkeit kennen keine Grenzen. Liebe und Barmherzigkeit bleiben unbeirrt. Liebe und Barmherzigkeit machen frei. Liebe und Barmherzigkeit durchbrechen die Grenzen, die Feindschaft, Rachsucht, Glaubensfanatismus und Egoismus gesetzt haben.
    Wenn Jesus sagt: "Geh' hin und tue desgleichen", dann sagt er nicht "such' Dir Deinen Hilfebedürftigen", sondern er sagt: "Du hast Gott zum Vater, der Schluss gemacht hat mit den Grenzen, die Menschen gezogen haben, Grenzen des Standes, der Hautfarbe, der Religion, der Klasse, der Bildung und der Nation. Geh' hin und überspringe diese Grenzen deiner Ängstlichkeit, deiner Sorge um dich selbst, deiner Sorge um dein ungestörtes, zufriedenes, gemütliches Leben, in das sich die Not des anderen nicht zu sehr einmischen darf."
    Und schließlich zeigt uns die Episode zwischen Samariter und Wirt, dass wir nicht alles selbst machen müssen, um Menschen zu helfen. Hilfe kann auch bedeuten, Fachleute der Ärzteschaft, der Sucht-, der Schulden- und Arbeitslosenberatung hinzuzuziehen, die vielleicht viel besser helfen können als wir Laien. Aber dies entbindet uns nicht von unserer Verantwortung für den, der unsere Hilfe, unseren Trost, unser Opfer an Zeit und Geld und unsere Zuwendung braucht. Es gilt für uns, als Nächste zu handeln und nicht über die Nächsten blutleere Theorien zu spinnen.
    Amen


    Es singt der Kirchenchor.


    Lasst uns beten, wie Jesus Christus es uns gelehrt hat:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Zieht unter den Klängen der Orgel aus der Kathedrale aus.

  • Zieht unter den Klängen der Orgel in die Kathedrale ein.



    Es spielt das Kirchenorchester und es singt die Sopranistin des Kirchenchors.


    Liebe Gemeinde, wir lesen in der Heiligen Schrift den Psalm Davids:
    Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.


    Es singt der Kirchenchor.


    Liebe Gemeinde,
    viele Menschen freuen sich, wenn sie diesen Psalm hören. Er ist ein Juwel des Glaubens und einer der schönsten Texte der Bibel. Zahllosen Menschen hat dieser Psalm Mut, Kraft und Hoffnung gegeben. Gott wendet sich uns Menschen zu in dem Wissen, dass wir schwache und wehrlose Geschöpfe sind und der Fürsorge bedürfen.
    Es gibt Menschen, die wenden ein, dass der Psalm 23 doch nur ein leerer Text sei, ein süßer, einlullender Gesang, weit weg vom Alltag und von den Grausamkeiten dieser Welt: verbittert fragen sie: wor war Gott, als Menschen auf Saint Monica grausam massakriert wurden, wo war Gott, als Menschen Hungers starben oder in Gefängnissen grausamer Regime ums Leben kamen?
    Wenden wir uns einen kurzen Augenblick dem Verfasser des Psalms zu: David war kein abgehobener Idealist. Er war Hirte. Er kannte nicht nur die Bedürfnisse seiner Schafe genau, sondern war täglich mit den Sorgen, Nöten und Ängsten seiner Mitmenschen konfrontiert. Daher vergleicht er sich selbst mit einem schwachen und wehrlosen Schaf.
    Wenn David formuliert "Der Herr ist mein Hirte", dann drückt sich keine Distanz aus, sondern die vertrauensvolle Hinwendung des Menschen zu Gott, zu dem jeder Mensch in eine dauerhafte und vertrauensvolle Beziehung treten kann. David sagt, ich höre auf seine Stimme und tue vertrauensvoll, was er mir sagt und erfahre so, wie er für mich sorgt.
    Und so wird mir nichts mangeln. Es ist der Her, unser Gott, der für mich sorft, der meine innersten Wünsche und Bedürfnisse kennt. Und ich lebe in der Gewissheit, dass Gott mich wie ein zärtlicher Vater liebt und daher gerne meine Bedürfnisse befriedigt.
    Der Herr liebt jeden von uns. Deswegen stillt er unsere Bedürfnisse - sowohl die irdischen als auch die geistlichen. Für Gott sind die weltlichen Belange nicht irrelevant: er sorgt für unsere Nahrung, für unsere Kleudung oder für unsere Gesundheit.
    Natürlich befriedigt er nicht alle Bedürfnisse und erfüllt nicht jeden Wunsch. Aber, er gibt uns das, was im Leben zählt: Gesundheit, Aktivität, Erholung. Er gibt uns Frieden mit Gott und den Menschen und die Gewissheit auf das ewige Leben, wenn wir uns Jesus anvertrauen. Das ist die höchste Lebensqualität. Nicht erst im Jenseits, sondern hier und jetzt.
    Bekennen wir uns wie David zum guten Hirten, dann haben wir Leben im Überfluss. Aber nicht, weil wir plötzich alle Millionäre wären, sondern weil Gott unser Hirte ist, der uns weidet auf grünen Auen und zu frischem Wasser führt. Dabei steht die grüne Aue für das Wort Gottes, welches uns durch die Heilige Schrift übermittelt wird. So wie das Gras die richtige Nahrung für die Schafe ist, ist Gottes Wort die richtige Nahrung für Herz und Seele.
    So lasset uns jeden Tag auf die grüne Aue führen und nehmen wir uns Zeit, auf Gottes Wort zu hören. Wenn wir uns die Verheißungen im Glauben annehmen, dann wird unsere Seele satt. Unser Herz kommt zur Ruhe und wir tanken neue Lebensenergie, die uns bei der Bewältigung unserer täglichen Aufgaben hilft.
    Das Wasser ist das Sinnbild für Handeln und Aktivität im täglichen Leben: das frische Wasser, zu dem der gute Hirte uns führt, ist die Kraftquelle des Heiligen Geistes. Er reinigt, erfischt und macht fruchtbar. Wir bleiben nicht passiv, sondern geben die Liebe des Herrn weiter: an unsere Umwelt, an unsere Mitmenschen, in Beruf, in Politik, in Freizeit oder auf Reisen.
    Er erquicket meine Seele, er befreit uns von den Ängsten, Nöten und Sorgen und richtet uns wieder auf: wenn wir schwach sind macht er uns stark und wir erfahren, wie seine Zuwendung uns beflügelt.
    Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen. Gott zeigt uns den Weg. Wenn wir uns für seine weise Führung entscheiden, dann werden wir gesegnet sein und wachsen im Glauben und wir sehen mit Freude, wie unser Leben gelingt.
    Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Kein Mensch ist vor Unglück und schweren Schicksalsschlägen gefeit; keine Versicherung der Welt schützt vor Not, Krankheit oder Leiden und müssen uns dennoch nicht fürchten. Selbst bei Krankheit oder Tod: sein Stecken und Stab sind Zeichen seiner Macht und seine Liebe tröstet uns. Lasst uns voll Vertrauen durch das dunkle Tal gehen, denn auf der anderen Seite erwarten uns Licht und Wärme. Wir wissen: der Schatten des Todes kann uns nichts anhaben, weil Jesus den Tod besiegt hat.
    Uns so können wir beruhigt sein, wie der Säugling im Arm der Mutter, denn der Herr ist bei uns mit seiner Macht und seiner Liebe.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Lasst uns beten, wie Jesus Christus es uns gelehrt hat:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Zieht unter den Klängen der Orgel aus die Kathedrale aus.

  • Zieht unter den Klängen der Orgel in die Kathedrale ein.


    Es singt der Kirchenchor unde es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    in der Heiligen Schrift lesen wir:
    "Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht. Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag. Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel. Da ward aus Abend und Morgen der zweite Tag. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringt, ein jedes nach seiner Art, und Bäume, die da Früchte tragen, in denen ihr Same ist, ein jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der dritte Tag. Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des Himmels, dass sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne. Und Gott setzte sie an die Feste des Himmels, dass sie schienen auf die Erde und den Tag und die Nacht regierten und schieden Licht und Finsternis. Und Gott sah, dass es gut war. Da ward aus Abend und Morgen der vierte Tag. Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels. Und Gott schuf große Walfische und alles Getier, das da lebt und webt, davon das Wasser wimmelt, ein jedes nach seiner Art, und alle gefiederten Vögel, einen jeden nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer, und die Vögel sollen sich mehren auf Erden. Da ward aus Abend und Morgen der fünfte Tag. Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so. Und Gott machte die Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art, und das Vieh nach seiner Art und alles Gewürm des Erdbodens nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht. Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.
    So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte.
    Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und es ging aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilte sich von da in vier Hauptarme. Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat. Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben. Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein "ein" Fleisch. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht."


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    die Geschichte über die Erschaffung der Welt berührt mich immer wieder auf's Neue: am Anfang war das Wort. Der Schöpfungsakt war ein Willensakt Gottes, der sich durch das Wort offenbarte. Wir sehen: das Wort ist mächtig. So mächtig, dass es aus Chaos Ordnung hervorbrachte, Festland und Ozeane, Tiere, Pflanzen und Menschen schuf.
    Viele Menschen negieren die Schöpfungsgeschichte, und verweisen auf die moderne Evolutionstheorie, wonach schon weit vor der Existenz der uns heute bekannten Flora und Fauna Pflanzen und Tiere existierten. Die Wissenschaften haben die Entstehung der Arten unter den Tieren erforscht. Sie hat entdeckt, daß je nach den Gegebenheiten der Umwelt Tiere besondere Fähigkeiten entwickeln, mit denen sie überleben können. Und allmählich entsteht so eine neue Art von Tier, allmählich entwickeln sich so neue Arten. Man kann also erklären, und das war das Sensationelle und für viele Menschen damals Empörende, wie es zu der Vielfalt der Tiere kommt. Und diese Vielfalt ist nicht statisch, sondern verändert sich ständig, je nach den Gegebenheiten. Ich will es an einem einfachen Beispiel zeigen: 1860 wurde die Amsel als ein scheuer Waldvogel angesehen. Das kommt uns heute beinah lächerlich vor, aber so war es damals. Heute aber ist die Amsel ein vielgesehener und überhaupt nicht scheuer Gast in unserer Stadt und unseren Gärten. Sie nistet, wo sie kann, ungeachtet der Menschen, die um sie herum arbeiten. Die Amsel hat sich also in ihrer Art entwickelt.
    Die Wissenschaft wird für ihre Entdeckungen übel angegriffen als Zerstörer des Glaubens. Man nimmt ihr oft übel, daß sie eine Erklärung für die geheimnisse der Schöpfung gefunden hat, alle Geheimnisse dadurch erklärbar und aufgelöst werden. Besonders übel nahm man ihr, daß sie das Ebenbild Gottes, den Menschen, aus der Arten-Entwicklung der Tiere nicht ausgenommen hatte. Der Mensch stammt vom Affen ab, ist oft die Kampfformel der Gegner der modernen Ecolutionstheorie, aber auch ihrer Befürworter. Damit schien der Schöpfungsglaube der Christen zerstört. Es war so wie damals, als behauptete wurde, nicht die Sonne dreht sich um die Erde, sondern die Erde bewegt sich um die Sonne. Immer mehr schien man sozusagen Gott auf die Finger zu schauen, immer mehr erwiesen sich die biblischen Schöpfungserzählungen im Sinne der Naturwissenschaft als unrichtig. Als dann die Naturwissenschaftler entdeckten, daß man die kreisförmige Planetenbewegung um die Sonne nicht als ein Wunder Gottes, sondern physikalisch erklären konnte als Gleichgewicht der Fliehkraft der Planeten und der Anziehungskraft der Sonne, da schien es mit dem lieben Gott aus. Als ein Wissenschaftler einmal gefragt wurde, wo denn nun Gott sei, antwortete dieser: Ich hatte für meine Theorie Gott nicht nötig.
    Die Entwicklung der Naturwissenschaft ist nun unendlich weiter gegangen, und sie geht auch immer weiter. Die Erbanlagen werden
    entschlüsselt, man weiß, wie die Erbanlagen sich neu kombinieren bei der Verschmelzung von Same und Ei. Immer mehr erfahren wir, wie
    die Dinge physikalisch, chemisch und biologisch funktionieren. Und je mehr wir erklären können, umso weniger ist Gottes geheimnisvolle Macht zur Naturerklärung nötig.
    Das wollen wir festhalten. Denn es ist so. Das ist unsere Realität. Ein Naturwissenschaftler, der Gott für Naturerklärungen zu Hilfe nähme, wäre kein Naturwissenschaftler mehr. Denn ein Naturwissenschaftler befaßt sich mit den Erklärungen der Dinge, mit Ursache und Wirkung, mit der Theorie, wie etwas entstanden sein könnte und welche Kräfte und Gegenkräfte innerhalb der Natur wirken. Dazu braucht er Gott nicht, ja, darf ihn nicht dazu gebrauchen. Denn Gott ist kein Erklärungsprinzip.
    Und, liebe Gemeinde, das können und sollen wir ruhig so sein lassen als glaubende Christen. Wir müssen auch nicht nach Dingen suchen, die noch nicht erklärt sind und da dann den lieben Gott ansiedeln. Gott ist kein Lückenbüßer für Dinge, die wir noch nicht wissen. Und, davon abgesehen, Wissenslücken pflegen sich zu schließen. Und dann fangen wir wieder an, mühsam einen Raum für Gott zu finden.
    So an die Sache des Glaubens heranzugehen, ist einfach verkehrt und führt in die Ausweglosigkeit. Denn der Glaube richtet sich auf etwas ganz anderes.
    Diejenigen, die die Schöpfungsgeschichte ablehnen, tun dies, weil sie sich wie Fundamentalisten an das geschriebene Wort klammern, ohne zu erkennen, dass man zwischen den Zeilen lesen und hinter das Wort schauen muss. Wir haben heute die Schöpfungsgeschichte gehört, eine der beiden Schöpfungsgeschichten am Anfang unserer Bibel. Wer sie genau liest, entdeckt, daß sie gar keine Beschreibung dessen ist, wie die Welt entstanden ist, sie ist kein Bericht. Sondern sie beschreibt die Welt in sechs Abschnitten, die den Wochentagen abgeschaut sind. Und sie beschreibt die Fülle der Welt, was sie bedroht und was sie erhält. Bedrohen tut sie das Chaos, das Tohuwabohu, bedrohen tut sie das Wasser. Und wehe, wenn das Wasser einbricht, nicht in Schach gehalten wird. Es ist so wie immer: Wo Chaos ausbricht, gehen die Menschen unter, werden vernichtet. Erst Ordnung macht lebensfähig, gibt dem Raum zum Leben vor. Und überhaupt ist uns alles vorgegeben, die Pflanzen, die Tiere, das Himmelgewölbe, die Orte des Meeres und des Landes, darin leben wir oder darin ist Leben möglich. Aber das haben wir doch nicht selbst geschaffen. Wir sorgen auch nicht dafür, daß die Sonne scheint. Wir sorgen doch nicht dafür, daß die Pflanzen wachsen, daß es überhaupt die Möglichkeit des Wachsens gibt. All unsere Lebensgrundlagen sind uns vorgegeben, wie wir uns auch selbst mit unse-rem Leben vorgegeben sind. Wir haben uns nicht ausgesucht! Wir müssen doch unser Leben nehmen, wie es ist. Selbst, wenn einmal die Möglichkeit bestehen würde, daß Eltern mit Genmanipulationen die Art der Kinder bestimmen können, Junge-Mädchen, blond-schwarz und was dergleichen mehr, dann muß das Kind selbst das so hinnehmen. Und wenn es sein Leben verflucht, verflucht es dann vielleicht auch seine Eltern?! Aber das Leben, so, wie es uns vorgegeben ist, annehmen oder ablehnen, das ist allein unsere eigene Sache. Die Schöpfungsgeschichte erzählt, was uns vorgegeben ist und ohne das wir nicht leben können. Und wenn dieses Vorgegebene zerstört wird, weil Chaos einbricht, vom Menschen oder der Natur erzeugt, dann ist es aus. Das erzählt sie. Sie erzählt nicht, wie was und wann was entstanden ist. Aber sie erzählt, daß Gott hinter allem steht.
    Nicht er ist die Welt, und die Welt ist nicht Gott, und weder Sonne und Mond sind Gott. Im Psalm 19 wird die Sonne als Diener Gottes hingestellt.
    Nichts in der Welt ist Gott. Diese Aussage war damals ganz sensationell. Denn Sonne und Mond wurden als Götter verehrt, das Meer als göttliche Kraft und Gewalt verstanden Unser Erzähler wehrt das richtig ab und sagt: Nichts in der Welt ist göttlich. Warum? Weil alles vergeht in der Welt, ins Chaos zurückfällt oder sterben muß. Und alles ist voneinander abhängig, nichts bleibt, wenn die ordnende Macht sich zurückzieht. Ein Beispiel ist die Sintflut, was eigentlich Urflut heißt. Da zieht Gott seine ordnende Macht ab und alles versinkt im Chaos der Urflut. Alles vergeht, auch der Mensch, wir und die Welt sind der Vergänglichkeit unterworfen. Psalm 104: Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie, die Menschen, nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
    Und wo das erfahren wird, beim Tod eines Menschen, bei Katastrophen, bei Kriegen, die die Menschen anzetteln und sich gegenseitig den Tod geben, bei Bosheiten, die aus unserem Herzen quellen, dort stellt sich eine ganz andere Frage, nämlich: Warum ist das so? Warum ist alles vergänglich? Warum müssen wir dieses Leid mit dem geschenkten Leben hinnehmen? Warum tun sich Menschen so etwas an? Wir fragen dann nicht mehr: Wie entsteht das alles? Es geschieht ja! Wir fragen auch nicht mehr: Wie funktioniert das alles? Sondern wir fragen nach dem Wofür und Warum, nach dem Sinn. Aber das ist ja beileibe noch nicht alles, was wir fragen. Wir fragen auch danach: Was ist der Mensch? ist er einfach ein Tier, das man schlachten kann, um es zu verzehren? Ist der Mensch nicht viel mehr? Aber was ist er? Und, weil wir ein bohrendes Gewissen haben: Wann gelangt und wie gelangt der Mensch zu seinem wahren Wesen, und was ist das wahre Wesen von uns? Wann kommen wir zu uns selbst? Was müssen wir dazu tun?
    Darauf, auf diese vielen Fragen, die nach dem Wesen des Menschen suchen und danach, was er hoffen darf und was nicht, danach, was gut ist und was böse, darauf versucht der Erzähler der Schöpfungs-geschichte eine Antwort zu geben. Wir müssen mit dieser Antwort nicht einverstanden sein, aber wir können von seiner Erzählung lernen, selber uns diese wichtigen Fragen zu stellen und versuchen, sie für uns selbst zu beantworten. Auf diese Fragen gibt die Naturwissenschaft keine Antworten, vielleicht immer nur die eine: Ob‘s dich gibt oder nicht, zählt in der Natur und im Universum nichts.
    Aber was heißt das: Wir sind der Vergänglichkeit unter-worfen, aber auf Hoffnung. So schreibt Paulus. Wir alle sind der Vergänglichkeit unterworfen, die viel Leid und Angst bringt. Wir könn-ten daraus schließen, daß alles letztlich egal ist, denn alles geht den Bach runter. Wir könnten aber die Antwort der Schöpfungsgeschichte bedenken, in der Gott sagt: Und siehe, es war alles sehr gut. Wo-her nehmen wir unsere Hoffnung? Aus der uns vorgegebenen, vergäng-lichen Pracht der Welt, die vielleicht ein Versprechen von Glück ist? Nehmen wir sie aus den unbegreiflichen Wundern der Natur, die, selbst wenn wir sie erklären können, immer noch Wunder bleiben. Wie der 19 Psalm sagt: Die Himmel erzählen die Ehre Gott, ohne Sprache noch Rede ist ihre Stimme und sie bedürfen nicht der Rede, ohne sie wird ihre Stimme gehört. Das ist alles mög-lich, aber diese Welt ist eben zwiespältig in ihrer Wirkung auf unsere Seele, darum, weil alles Schöne und Gute vergänglich ist.
    Darum braucht es wirklich eines Mittlers, der die Güte Gottes durch seine Schöpfung verstehbar macht. Darum braucht es wirklich einen Menschen, der ohne Angst das wahre Menschsein hervorbringt, daß wir uns an ihm orientieren können. Und er hat diese Angst nicht, weil auf den Gott hofft, der alles zum Guten hin geschaffen hat. Und weil er es zum Guten hin geschaffen hat, wird er es nicht umsonst und zum Vergeblichen hin geschaffen haben wollen, im 89. Psalm fragt einmal der Beter: Warum willst du alle Menschen umsonst ge-schaffen haben?, sondern um von Neuem seine Herrlichkeit durch den Tod hindurch zu offenbaren. Das ist die Hoffnung, durch die Jesus Christus die Angst genommen wurde und die ihn zum wahren Menschen machte. Von dieser Hoffnung erzählt auch die Schöpfungsge-schichte, wenn Gott am Ende die Schöpfung vollendet und wir diese erhoffte Vollendung feiern, und zwar am siebten Tag, dem Sonntag.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasst uns beten, wie Jeus uns gelehrt hat:
    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Tenor des Kirchenorchesters und es spielt das Kirchenorchester.


    Breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Es singt die Sopranistin des Kirchenorchesters und es spielt das Krichenorchester.


    Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber aus die Kathedrale aus.

  • Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber in die Kirche ein.


    Liebe Gemeinde, in der Heiligen Schrift lesen wir:
    "Seid niemand irgend etwas schuldig, als nur einander zu lieben; denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn das: `Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht töten, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren, und wenn es ein anderes Gebot gibt, ist es in diesem Wort zusammengefaßt: `Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes. Wandel in der Erwartung des Heils.
    Und dies tut als solche, die die Zeit erkennen, daß die Stunde schon da ist, daß ihr aus dem Schlaf aufwacht; denn jetzt ist unsere Errettung näher, als da wir zum Glauben kamen:
    Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe. Laßt uns nun die Werke der Finsternis ablegen und die Waffen des Lichts anziehen.
    Laßt uns anständig wandeln wie am Tag; nicht in Schwelgereien und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifungen, nicht in Streit und Neid;
    sondern zieht den Herrn Jesus Christus an, und treibt nicht Vorsorge für das Fleisch, daß Begierden wach werden."


    Es singt der Kirchenchors und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    Advent ist die Zeit der Vorbereitung. Advent heißt Ankunft. Wir warten in dieser Zeit auf die Ankunft unseres Herrn, Jesus Christus. Auf denjenigen, den wir in dem Menschen Jesus von Nazareth als den Sohn Gottes kennen. Wie heißt es so schön? "Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer." Warum warten wir überhaupt und warum immer jedes Jahr wiederkehrend?
    Wir warten, weil wir spüren und wissen, dass diese Welt, so wie sie ist, nicht vollkommen ist. Weil wir sehen, wie viel zerstört ist, auch an den Beziehungen der Menschen untereinander und weil Leben verhindert wird, wo es eigentlich blühen könnte, durch Krankheit und Tod und Leiden. Wir warten immer wiederkehrend, weil wir diese Erinnerung als Rhythmus brauchen, um nicht nachzulassen in dem Bemühen, sich für eine bessere Welt einzusetzen und dass wir etwas haben, zu dem wir fliehen können, wenn uns die Kraft verlässt. So wie der Sonntag der Woche Ruhe und Ausrichtung geben kann, so können die Zeiten, die wir im Kirchenjahr begehen, uns helfen, die Orientierung zu behalten.
    Advent heißt also auch: "noch nicht da" – zumindest nicht vollständig. Advent heißt Warten, sich vorbereiten auf den, der da kommen will. Wie bereiten Sie sich vor, liebe Gemeinde, wenn Sie einen hohen Gast erwarten? Vielleicht ziehen Sie sich etwas besonders an, vielleicht putzen Sie die Wohnung besonders sorgfältig, vielleicht bereiten Sie etwas Besonderes zu Essen zu.


    "Das tut, weil ihr die Zeit erkennt", schreibt Paulus. Welche Zeit? "Nämlich, dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf." Es ist ein weiteres Bild des Wartens und des Vorbereitens: vom Schlafe aufstehen, um sich für den Tag zu rüsten. Auch das, liebe Gemeinde, wird wohl jeder von uns etwas anders gestalten. Aber im Großen und Ganzen dürfte wohl gemein sein: sich waschen und reinigen von den Gerüchen der Nacht, sich ankleiden, sich in irgendeiner Form für den Tag stärken: Essen, einen Kaffee trinken oder . Sich überlegen, was heute ansteht, was zu tun ist, wo ich hin muss. Das Überzeugende an diesem Bild: nach jeder Nacht kommt ein neuer Tag, in den ich starten muss. Und wenn ich nicht den ganzen Tag im Bett liegen bleibe, so werde ich etwas tun müssen – ich muss dem kommenden Tag irgendwie begegnen und ihn angehen. Das gilt für die guten, wie für die schlechten Tage.
    Die Christen wissen, dass nach dieser Welt eine neue Welt kommt, so wie nach der Nacht ein neuer Tag beginnt. Und weil sie sich dessen gewiss sind, wollen sie sich ordentlich auf den Tag vorbereiten. Ordentlich in diesen neuen Tag, diese neue Welt starten. Also keine Vertröstung auf einen St.-Nimmerleinstag mit einem irgendwie gearteten Paradies, der uns auffordert, diese Welt hier nur still in Ruhe zu ertragen, sondern von der anderen Seite her gedacht. Weil ich doch in den Tag ordentlich starten will, muss ich mich auf ihn vorbereiten. Ich muss vom Schlaf aufstehen und all die Dinge tun, dir mir dabei helfen, in den Tag zu kommen. So wie das Wissen um den kommenden Arbeitstag die meisten von uns einen Wecker stellen lässt, damit wir nicht zu lange in den Federn liegen, genau so beeinflusst das Wissen um die kommende Welt das Verhalten der Christen in dieser Welt. "Die Stunde ist da, vom Schlaf aufzustehen." – So schreibt es Paulus. "Lasst uns ablegen die Werke der Finsternis."
    Advent und Wartezeit heißt deswegen auch Vorbereitungszeit. Deswegen hängen auch die violetten Paramente, genauso wie bei Buß- und Bettag oder wie in der Passionszeit. Adventszeit ist zunächst nicht einfach Freudenzeit – noch ist der Herr ja nicht da – sondern Zeit der Besinnung, des Nachdenkens, wie man sich rüsten soll auf diesen neuen Tag, diese neue Welt. Zeit des Nachdenkens, wie ich mein Leben in dieser Welt in Ausrichtung auf die kommende Welt leben will. Paulus gibt uns ein paar Hinweise: "nicht Fressen, nicht Saufen, nicht in Unzucht leben, nicht in Hader und Eifersucht". Und er bleibt dabei im Bild. Denn es geht nicht an sich um Essen und Trinken oder um die Sexualität, sondern es geht um das Nächtliche davon – jener Teil, der so tut, als gäbe es den kommenden Tag nicht. "Sorgt für den Leib so, dass ihr nicht den Begierden verfallt."
    Das ist der Punkt: sich nicht beherrschen lassen von den Dingen, die wir zum Gebrauch und zur Freude bekommen haben: Essen und Trinken, unsere Leiblichkeit. Diese sind da, damit wir existieren können und uns daran erfreuen können, aber wir sind nicht um ihrer Willen geschaffen. Im Essen erfüllt sich nicht der Lebenssinn. Vielleicht ist das ganz gut, es gerade in der Adventszeit noch einmal deutlich zu sagen. Weihnachten ist nicht dann gut gefeiert, wenn man ein möglichst üppiges Mahl zu essen bekommt. Weihnachten drückt sich auch nicht darin aus, dass die Geschenke möglichst teuer und exklusiv sind. Sich nicht beherrschen lassen von den Dingen, sondern diese zum Leben zu gebrauchen – das ist heutzutage eine schwere Kunst. Vielleicht ist es eine vorrangige Aufgabe der Christen, dies vorzuleben.
    All jene Geschenke gut zu gebrauchen, aber so, dass der Mensch darin Zeit findet, sich um das Wesentliche zu kümmern, sich darauf vorzubereiten. Wir schmücken die Häuser zu Weihnachten. Das ist schön und entspricht dem inneren Gefühl für diese Freudenzeit, wenn der Herr geboren ist. Aber es wäre verkehrt, den Sinn der Vorbereitungszeit nur in der Beschäftigung mit diesen Dingen, diesen Objekten zu sehen. Nicht die Frage, wie ich denn das Weihnachtszimmer möglichst schön herrichten kann, sollte im Mittelpunkt der Vorbereitung stehen, sondern das immer neue Ausrichten an der Botschaft der kommenden, der neuen Welt, die in Christus beginnt.
    Man kann es der Werbung schlecht vorwerfen, denn es ihr Zweck und ihre Bestimmung, aber an ihr kann man lernen, was es heißt, dass Dinge zum Beherrscher des Lebens werden, anstatt sie anzusehen als Gebrauchsgegenstände, die uns helfen, den Alltag zu bestehen. Manch Auto, manch Schmuck, manch Computerspiele werden so beworben, als hätte man mit ihrem Erwerb bereits ein Stück Himmel, ja ein Stück Paradies gesichert. Leider glauben im wahrsten Sinne des Wortes immer mehr Menschen an solcherlei Botschaft und suchen den Sinn ihres Lebens im Haben und Besitzen. Sie vertrauen gewissermaßen auf den Besitz dieser Dinge. Zu spät merken sie, dass auch das jeweils neue Anschaffen und Kaufen und zum-Objekt-machen keine wahre Be-Friedung bringt. Der wahre Helfer – wie es unser Wochenspruch sagt – kommt von woanders.
    So wird es eine ganz konkrete Hilfe, die uns Paulus in unserem Predigtwort von heute anbietet: "Lasst uns ehrbar leben wie am Tage." Damit wir, liebe Gemeinde, den kommenden Tag, das kommende Reich wachend vorfinden und nicht im Schlaf überrascht werden, gefangen von den Begierden der Nacht.
    Paulus aber bietet noch eine Hilfe, die unserem Wort vom Tag und von der Nacht vorgeschaltet ist. Was kann mir denn helfen im Leben, diese Ausrichtung in einfachen Worten immer wieder vor Augen zu bekommen, dass ich sie nicht vergesse und mich an ihr Aufrichten kann? Es ist, so sagt es Paulus, Zusammenfassung aller Gebote: das Liebesgebot. "Den Nächsten lieben wie dich selbst."
    Auf seine einfache Art und Weise macht dieses Wort den gleichen Sprung: weg vom Objekt, vom Besitz, vom Sich-beherrschen-lassen durch eine Sache, hin zum echten, lebendigen Gegenüber. Mit allen Problemen übrigens, weil ein lebendiges Gegenüber ist ja immer schwieriger als eine Sache, ein Ding. Weil es antwortet, anders reagiert, als man gedacht hat, ggf. Ansprüche stellt oder einen in Frage stellt usw. Und dennoch: versuchen, diesem Gegenüber mit Liebe zu begegnen. Achtung dafür aufbringen, dass auch dieser Mensch von Gott geschaffen und geliebt ist und dass Gott einen Plan mit ihm hat, so wie mit mir.
    In der violetten Zeit des Kirchenjahres kann das auch heißen, zu bedenken, wo ich denn an meinem Gegenüber falsch gehandelt habe und zu versuchen, es wieder in Ordnung zu bringen. Was hilft das schönste Weihnachtsfestessen, wenn ich am Tisch sitze mit lauter ungeklärten Konflikte: die wird die Gans und der Rotwein nicht, und wenn überhaupt, nur für kurze Zeit zudecken können.
    Wer als Christ versucht, oft genug gegen die Weisheit der Welt, mit diesem Vorbehalt der Liebe dem Nächsten zu begegnen, der bereitet sich vor auf die kommende Welt, in der Christus einst der Herrscher sein wird. Auf das Reich der Liebe, der Gerechtigkeit. Wo Leben herrscht und nicht der Tod.
    Und der Friede Gottes, der einst herrschen wird über sein ganzes Reich, bewahre Eure Sinne und Herzen in Christus Jesus.


    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Darum wagen wir zu sprechen:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Erhebt seine Arme:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen


    Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber aus die Kirche aus.

  • Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber in die Kathedrale ein.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde, in der Heiligen Schrift lesen wir:
    "Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe. Und Elisabeth wurde vom Heiligen Geist erfüllt und rief laut und sprach: Gepriesen bist du unter den Frauen, und gepriesen ist die Frucht deines Leibes! Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe. Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.
    Und Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes; denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder. Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist. Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten. Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn. Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen. Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf, wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit. Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim."


    Es singt der Kirchenchor.


    Liebe Gemeinde,
    einer der schönsten Evangelien ist die, in der der Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elusabeth beschrieben wird.
    Maria wurde von Gott auserwählt, diejenige zu sein, die der Welt den Erlöse bringt. Nachdem sie diese frohe Botschaft erfahren hat, kann sie gar nicht anders, als sich aufzumachen und Elisabeth die frohe Nachricht zu bringen.
    Die Bedeutung dieses Weges, haben wir gerade in dem schönen Lied "Maria durch ein Dornwald" ging gehört: die Dornen haben Rosen getragen. Ein wunderbares Bild: die Dornen, die für Gefahren, Tod, Fruchtlosigkeit, Wüste, Sünde oder Ödland stehen, bringen Rosen hervor: aus dem Tod entsteht Leben, aus Sterilität wird Fruchtbarkeit, aus Wüste wird fruchtbares Land. Die Natur erkennt ihren Schöpfer und verkündet das Kommen des Heils. Es erfüllt sich das prophetische Wort des Jesaia: "Die Wüste und die Öde sollen sich freuen, die Steppe soll jubeln und blühen! In voller Blütenpracht soll sie erblühen. ... Mein Volk wird die Herrlichkeit des Herrn schauen, die Pracht unseres Gottes."
    Es kündigt sich Gottes Erscheinen in der Welt an. Er kommt nicht als Triumphator oder Feldherr, nicht als Millionär oder oder Fürst, er kommt zu uns in Form des schwächsten Gliedes unserer Gesellschaft, als Kind. Und er wird geboren werden in den Kreis einer einfachen Handwerkerfamilie und wird bei seiner Geburt obdachlos sein, denn sie hatten keinen Raum in der Herberge, wie wir bald hören werden.
    Gott wendet sich den Schwachen, Hilf- und Wehrlosen, den Kranken und Entrechteten zu. Er steht zu denen, die verfolgt und unterdrückt werden oder Not leben müssen, denn er ist einer von Ihnen. Und denjenigen, die in Wohlstand leben, sich bester Gesundheit erfreuen und keinen Mangel leiden müssen, sagt er: das was ihr Eurem Nächsten getan, das habt Ihr mir getan."
    Das Kind, insbesondere das Ungeborene, bedarf des Schutzes von Staat und Gesellschaft. So wichtig dieser Grundsatz ist: Viele Frauen in der Welt werden bereits als Kinder oder Jugendliche schwanger. Sie wissen oft nicht ein noch aus. In ihrer Not dürfen wir sie nicht allein lassen, und schon gar nicht mit Drohungen ihre Gewissensnot verschlimmern.
    Aufklärung tut not, die hilfreiche Zuwendung und die Erkenntnis, das Gottes Barmherzigkeit grenzenlos ist und wir allesamt vor Sünde nicht gefeit sind. - Herr erbarme Dich.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasst uns beten, wie Jesus Christus es uns gelehrt hat:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof wieder aus der Kathedrale aus.

  • Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber in die Kathedrale ein.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde, wir lesen in der Heiligen Schrift:
    "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung1 war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie er genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war."


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    Gott ist Mensch geworden in Gestalt eines Kindes: wehrlos, nackt und bloß liegt er in einer harten Krippe in einem Stall zwischen Ochs und Esel. Es ist das Gegenteil von dem, was uns heute in der Werbung und in den Konsumtempeln des modernen Kapitalismus vorgegaukelt wird.
    Warum feiern wir diese Tage Weihnachten? Weil das Jesuskind so lieblich anzuschauen ist? Weil das Fest so romantsich ist? Weihnachten, hat nichts zu tun mit Schnee, Weihnachtsgeschenken oder Weihnachtbraten. Weihnachten, dass ist einzig und allein die Geburt von Jesus Christus, der in die Welt gekommen ist, um unsere Sünden auf sich zu nehmen, auf das wir das ewige Leben erben.
    Mit Weihnachten feiern wir die Geburt eines ganz besonderen Menschen, der zugleich mehr war als nur Mensch: er war wahrhaftig Gottes Sohn.
    Durch die Jahrhunderte hindurch haben unzählige Menschen die Erfahrung gemacht, dass Gott nicht nur damals in die Welt gekommen ist, sondern noch immer unter weilt: er ist bleibende Gegenwart geworden. Er lebt auch noch heute durch die Auferstehung und durch die Sendung des Heiligen Geistes. Er ist in wunderbarer Weise da. Eine innere Kraft für uns alle und letztlich auch der Sinn unseres Lebens.
    Gott ist bei Dir! Diese frohe Botschaft bringt uns Weihnachten. So wie der Herr uns gesagt hat: "Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt".
    Gott ist aber auch Mensch geworden, damit der Mensch mehr Mensch wird. Zwei Sätze aus dem Johannesbrief machen dies deutlich: "Die Liebe Gottes wurde uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben." Und der zweite Satz: "Wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben."
    Gott schuf uns Menschen in Liebe nach seinem Abbild; wir Menschen sind berufen, ein "Abbild" Gottes zu sein. Wir sollen Anteil haben am Wesen des Schöpfers, und in Liebe, Güte und Barmherzigkeit verwirklichen wir das göttliche Wesen. Gott will Mensch werden auch durch uns.
    Die Bibel berichtet uns, dass einmal die Jünger zu Jesus kamen uns ihn fragten: "Wer ist doch der Größte im Himmelreich? Jesus rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf."
    Was sollten wir und was können wir von Kindern lernen? Es ist Vertrauen. Für Kinder ist die Welt noch gut. Sie haben keine Angst vor der Zukunft, denn da sind ja noch die Eltern. Kinder leben unbeschwert, denn sie haben "kindliches Vertrauen".
    Weihanchten möchte uns ermutigen, wieder neu ein Kind zu sein. Kind eines Vaters, der nicht nur weit weg im Himmel ist, sondern jetzt und immer unter uns ist. Gott ist bereits zur Welt gekommen in jedem von uns, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unseren Herzen durch den Heiligen Geist.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasst uns beten:
    Gott unser Vater, in dieser Nacht feiern wir die Geburt deines Sohnes Jesus. Durch ihn willst du unser Leben hell machen. Wir bitten dich:
    Hell wird die dunkle Nacht durch Jesus. Er ist als Licht in die Welt gekommen für alle, die traurig, einsam und allein sind.
    Guter Gott schenke allen Menschen etwas von diesem Licht.
    Wir bitten dich, erhöre uns.
    Hell wir die dunkle Nacht durch Jesus. Er ist als leuchtender Stern aufgegangen über dem dunklen Stall unserer Welt.
    Guter Gott, lass uns in deinem Licht leben und den Weg zueinander finden.
    Wir bitten dich, erhöre uns.
    Hell soll die dunkle Nacht durch uns werden, dann wir sollen dein Licht in die Welt tragen.
    Guter Gott, lass uns leuchtende Sterne sein, die dein Licht aufleuchten lassen, wo Menschen traurig sind, einsam und krank.
    Wir bitten dich, erhöre uns.
    Hell wird es werden in unserer Gemeinde, wenn wir alle leuchtende Sterne sind. Dann können wir in unserer Gemeinde und in vielen Gruppen Heimat finden.
    Guter Gott, schenke uns und allen Menschen einen Ort der Geborgenheit und der Heimat.
    Wir bitten dich, erhöre uns.
    Ja, Herr, lass es hell werden in uns und um uns herum. Dann werden alle sehen, dass du unter uns lebendig bist durch Christus, deinen Sohn.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasset uns beten, wie uns der Herr gelehrt hat:
    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Wendet sich der Gemeinde zu und breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof aus die Kathedrale aus.

  • Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof in die Kathedrale ein.


    Liebe Gemeinde,
    in der Heiligen Schrift lesen wir: "Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt! Dieser ist's, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir gewesen ist, denn er war eher als ich. Und ich kannte ihn nicht. Aber damit er Israel offenbart werde, darum bin ich gekommen zu taufen mit Wasser. Und Johannes bezeugte und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich sandte zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf wen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem Heiligen Geist tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn."


    Es ertönt die Orgel.


    Liebe Gemeinde,
    Johannes der Täufer ist am Fluss und ruft die Menschen zur Umkehr auf, als Jesus kommt, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes erkennt Jesus sofort: "Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" sagt er zu den Umstehenden. Eine merkwürdige Bezeichnung, nicht wahr? "Lamm Gottes"! Wer von uns möchte schon ein wehrloses Lamm sein, welches sich ohne Widerstand zur Schlachtbank führen lässt? Werden wir in unseren heutigen Leistungsgesellschaft nicht zu Kämpfern erzogen, die das Leben meistern, gegen Widerstände ankämpfen, um letzten Endes die Natur zu beherrschen und die Welt zu regieren? Was soll da dieser Begriff "Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt"? "Hilf Dir selbst, dann hilft Dir Gott", hört man häufig. Warum sollte also ein einziger gleich für die Missetaten der ganzen Menschheit gerade stehen?
    Mit seiner Aussage erklärt uns Johannes der Täuder, warum Jesus gekommen ist. Seine Hauptaufgabe besteht darin, die Sünde der Welt zu überwinden. Dies sagte der Engel schon zu Joseph, bevor Jesus geboren wurde: "Er wird sein Volk retten von ihren Sünden." Und Jesus sagt über sich selbst: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erösung für viele."
    Nach Aussage der Bibel, ist Jesus in die Welt gekommen, um die Sünde der Welt zu tragen. "Tragen", von im Sinne "sich darunter stellen" und "wegschaffen". Jesus tat beides: Jesus nahm die Sünde der Welt auf sich, trug sie hinaus aufs Kreuz und schaffte sie so aus der Welt und aus unserem Leben.
    Was Jesus getan hat, ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung: Er hat die Sünde der ganzen Welt auf sich genommen; sein But bringt die Erlösung für alle Menschen. Die Frage ist nur, ob die Welt dieses Opfer auch annimmt: Wer Jesus als den Erlöser im Glauben nicht annimmt, geht trotz seines Kreutzestodes verloren. Paulus hat es so formuliert: "So halten wír nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben."
    Jesus ist zu uns gekommen, um unsere Sünden auf sich zu nehmen. Sünden sind die Dinge, die nicht in Ordnung sind vor Gott und den Menschen, mit denen zum Beispiel wir anderen Schaden. Wie oft haben wir nicht Negatives über andere geredet, unser Hobby oder unseren Beruf wichtiger genommen als unseren Ehepartner? Täglich werden wir sündig, denn die Sünde ist eine Realität in unserem Leben, denn der Mensch ist, wie er ist: wir sind keine heiligen Märtyrer. In unserem Zorn können wir ungerecht sein, in unerem Urteil zu kritisch, unsere Gelduld ist schnell zu Ende und unsere Bereitschaft zu Kompromiss oder Vergebung oft sehr eingeschränkt.
    Aber die Sünde ist ein Problem, denn sie trennt uns vom heiligen Gott. Schon im Alten Testament muss ein fehlerloses Lamm geopfert werden, damit den Menschen ihre Sünden vergeben wird. Und nun sendet Gott uns seinen Sohn. Er ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt. Er nimmt unsere Schuld auf sich und macht uns frei. Das ist das Gnadenangebot an jeden Menschen. Wir profitieren davon, wenn wir unsere Sünden bekennen und im Glauben annehmen, was Jesus am Kreuz für uns getan hat.
    Amen.


    Es ertönt die Orgel.


    Lasst uns beten, wie Jesus Christus es uns gelehrt hat:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof aus der Kathedrale aus.

  • Liebe Gemeinde,
    unser Heiliger Vater, Innozenz V., ist schwer krank. Aus diesem Grunde versammeln wir uns heute, um für seine baldige Genesung zu beten.


    Kniet vor dem Altar nieder.


    Gütiger Vater, lebendiger Gott, schau in Güte auf Deinen treuen Diener Innozenz V., der krank darniederliegt.
    In diesen schwierigen Zeiten, da die Kirche sich vielfältigen Herausforderungen gegenübersieht, benötigt sie die gütige und weise Hand eines liebevollen Hirten, der die Gemeinde der Gläubigen zusammenhält und Deine frohe Botschaft verkündet.
    Darum bitten wir Dich, Herr unser Gott: gib Innozenz V. Gesundheit und Kraft, auf das er noch lange Jahre sein Pontifikat zu Deinem Ruhm und Deiner Ehre ausfüllen möge, dass er den Gläubigen ein Vorbild in Tugend und Frömmigkeit sei und er Deiner Gemeinde den Weg zum Heil und ewigen Leben weisen kann.
    Herr, darum bitten wir Dich.
    Amen.

  • Louis geht in letzter Zeit öfter als sonst in die Kirchen Valsantos um zu beten. Heute ist er auch hier und betet vollerhingabe für den heiligen Vater.
    Auch er spricht kniend zum Schluss:


    Amen.

    Son Éminence

    Louis Cardinal de Renaldi

    Le cardinal secrétaire d'Etat

    Le cardinal évêque de Santa Julía

    Le Archevêque titulaire de Partoniu


    Connétable de Barnstorvia et Duc de Nivelles


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    vormals:

    Kardinaldekan, Primas von Mérolie & Erzbischof von Orly

    Apostolischen Erzvikar von San Pedro del Valsanto

    Einmal editiert, zuletzt von Louis de Renaldi ()

  • Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof in die Kathedrale ein.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    in der Heiligen Schrift lesen wir: "Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße1. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wussten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn."


    Es ertönt die Orgel und es singt die Gemeinde.


    Liebe Gemeinde,
    mit der Taufe am Jordan beginnt das Wirken Jesu. Sein erstes "Wunder" vollbringt Jesus auf einer Hochzeit: er verwandelt Wasser in Wein. Er setzt sein erstes Zeichen. Doch wofür? Es ist ein Zeichen für das Anbrechen einer neuen Zeit, einer neuen Wirklichkeit: Das Reich Gottes ist schon mitten unter Euch.
    Wasser wird in Wein umgewandelt. Während Wasser das Sinnbild des Lebens ist, ist Wein etwas Edles und für den Genuss bestimmt, Man soll ihn nur in Maßen genießen.
    Aber wofür steht dieses erstes Zeichen Jesu? War es nur ein "Partygag", wie man heute sagen würde, ein Kunststückchen zur Unterhaltung der Gäste? Nein, liebe Gemeinde, es war kein Partygag, als Jesus Wasser in Wein verwandelte. Dieses Wunder versinnbildlicht das Anliegen von Jesus: er verwandelt unser natürliches Leben zu einem ewigen Leben. Unser Menschsein ist mehr als nur eine Naturgegebenheit, der Mensch ist zu mehr berufen als zu einem bloßen Überleben oder Vegetieren. Der Mensch ist berufen zu einer sinnvollen Existenz, zu einem Leben, das einen besonderen Wert hat und das erkannt wird als Geschenk eines liebenden Gottes. Ein Leben mit Gott macht aus Ödland einen Garten Eden.
    Das Evangelium macht auf zwei Dinge aufmerksam:
    zu einen kommt Maria als Wegweiserin zu Wort: "Was er euch sagt, das tut!". Maria als weist uns den Weg zum Glück.
    Zum anderen sagt Jesus zu Maria: "Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen." Wann aber kommt seine Stunde? Das Evangelium gibt uns eine Antwort auf diese Frage: "Amen, Amen, ich sage euch: Die Stunde kommt und sie ist schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden; und alle, die sie hören, werden leben."
    Die Stunde der Erlösung geschieht nicht ohne das Kreuz. Es ist die große Stunde des Herrn: Tod und Auferstehung, die Gabe des ewigen Lebens.
    Wir, die Gemeinde, sind zu dieser Hochzeit eingeladen, so wie geschreben steht: "Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind."
    Christus ist die Gabe, "das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt". Wasser wurde zu Wein, Wein wurde zu Blut. Zu dem "Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Liebe Gemeinde, wir sprechen un das Glaubensbekenntnis:


    Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
    die sichtbare und die unsichtbare Welt.
    Und an den einen Herrn Jesus Christus,
    Gottes eingeborenen Sohn,
    aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
    Gott von Gott, Licht vom Licht,
    wahrer Gott vom wahren Gott,
    gezeugt, nicht geschaffen,
    eines Wesens mit dem Vater;
    durch ihn ist alles geschaffen.
    Für uns Menschen und zu unserem Heil
    ist er vom Himmel gekommen,
    hat Fleisch angenommen
    durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
    und ist Mensch geworden.
    Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
    hat gelitten und ist begraben worden,
    ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
    und aufgefahren in den Himmel.
    Er sitzt zur Rechten des Vaters
    und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
    zu richten die Lebenden und die Toten;
    seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
    Wir glauben an den Heiligen Geist,
    der Herr ist und lebendig macht,
    der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
    der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
    der gesprochen hat durch die Propheten,
    und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
    Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
    Wir erwarten die Auferstehung der Toten
    und das Leben der kommenden Welt.
    Amen.



    Messdiener bringen den Kelch mit Korporale und Kelchtüchlein und das Meßbuch zum Altar. Der Erzbischof nimmt die Schale mit dem Brot, hält sie über den Altar und spricht leise. Dann stellt er die Schale auf das Korporale. Als nächstes gießt er Wein und ein wenig Wasser in den Kelch und spricht wieder leise. Der Kelch wird anschliessend über den Altar gehalten. Auch der Kelch wird auf das Korporale gestellt. Nun verneigt sich der Erzbischof davor. Dann wäscht er sich die Hände.
    Zu den Anwesenden zugewandt, spricht der Erzbischof nun:


    Lasset uns beten zu Gott, dem allmächtigen Vater, daß er die Gaben der Kirche annehme zu seinem Lob und zum Heil der ganzen Welt.


    Herr, unser Gott, wir bringen das Brot dar, das aus vielen Körnern bereitet, und den Wein, der aus vielen Trauben gewonnen ist. Schenke deiner Kirche, was die Gaben geheimnisvoll bezeichnen: die Einheit und den Frieden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.


    In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Herr, Heiliger Vater, immer und überall zu danken durch Deinen geliebten Sohn Jesus Christus. Er ist Dein Wort, durch ihn hast Du alles erschaffen. Ihn hast Du gesandt als unseren Erlöser und Heiland: Er ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Um Deinen Ratschluß zu erfüllen und Dir ein heiliges Volk zu erwerben, hat er sterbend die Arme ausgebreitet am Holze des Kreuzes. Er hat die Macht des Todes gebrochen und die Auferstehung kundgetan. Darum preisen wir Dich mit allen Engeln und Heiligen und singen vereint mit ihnen das Lob Deiner Herrlichkeit. Amen.


    Hosanna in excelsis deo! Ja, Du bist heilig, großer Gott, Du bist der Quell aller Heiligkeit


    Sende Deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib ...


    Der Erzbischof macht ein Kreuzzeichen über Schale und Kelch.


    ... und Blut Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
    Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf, nahm er das Brot und sagte Dank, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach:


    Nehmet und esset alle davon: das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.


    Der Erzbischof zeigt der Gemeinde nun die konsekrierte Hostie, dann legt er sie auf die Hostienschale und macht eine Kniebeuge.


    Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch, dankte wiederum, reichte ihn seinen Jüngern und sprach:


    Nehmet und trinket alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.


    Der Erzbischof zeigt der Gemeinde den Kelch, dann stellt er ihn auf das Korporale und macht eine Kniebeuge.


    Geheimnis des Glaubens: Deinen Tod, o Herr verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit. Darum, gütiger Vater, feiern wir das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Deines Sohnes und bringen Dir so das Brot des Lebens und den Kelch des Heiles dar. Wir danken Dir, daß Du uns berufen hast, vor Dir zu stehen und Dir zu dienen. Wir bitten Dich: Schenke uns Anteil an Christi Leib und Blut, und laß uns eins werden durch den Heiligen Geist. Gedenke Deiner Kirche auf der ganzen Erde, und vollende Dein Volk in der Liebe, vereint mit unserem Papst Innozenz V. und allen Bischöfen und Erzbischöfen, unseren Priestern und Diakonen und mit allen, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind.


    Der Erzbischof erhebt Hostienschale und Kelch und spricht:


    Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm
    ist Dir, Gott, allmächtiger Vater,
    in der Einheit des Heiligen Geistes
    alle Herrlichkeit und Ehre
    jetzt und in Ewigkeit!
    Amen.


    Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Darum wagen wir zu sprechen:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.
    Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


    Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Deshalb bitten wir:
    Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden.


    Gebt nun einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!


    Der Erzbischof bricht die Hostie über die Schale in mehrere Teile zum Zeichen, daß alle von demselben Brot essen und an dem einen Leib Christi teilhaben. Ein kleines Fragment der Hostie senkt er in den Kelch.
    Der Domchor singt inzwischen:


    "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser.
    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
    erbarme dich unser.
    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
    gib uns deinen Frieden.
    Amen."


    Der Pfarrer macht eine Kniebeuge, nimmt ein Stück der Hostie, hält es über der Schale und spricht, zur Gemeinde gewendet, laut:


    Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.


    Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.


    Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.


    Die Gläubigen, die am Abendmahl teilnehmen, kommen nach vorne, während die Orgel ertönt.


    Zu jedem Abendmahlteilnehmer:


    Der Leib Christi!



    Nachdem alle am Abendmahl teilgenommen und wieder ihre Plätze eingenommen haben, breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof aus der Kathedrale aus.

  • Handlung:Der Kardinalstaatssekretär besucht die Santos XII Apóstoles Kirche und bespricht sich mit den dortigen Verantwortlichen.

    Seine Heiligkeit

    Papst

    SIMON II.

    Episcopus Valsantino Vaticanoque, Vicarius Iesu Christi, Successor Principis Apostolorum, Summus Pontifex Ecclesiae Universalis, Princeps sui iuris Status Valsantinae, Patriarcha Occidentis Orientisque, Servus Servorum Dei

    2013 - 2024


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  • Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof in den Dom ein.


    Die Gemeinde singt "Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut".


    Liebe Gemeinde,
    wir lesen in der Heiligen Schrift:
    "In jener Zeit kamen die Pharisäer zusammen und beschlossen, Jesus mit einer Frage eine Falle zu stellen. Sie veranlassten ihre Jünger, zusammen mit den Anhängern des Herodes zu ihm zu gehen und zu sagen: Meister, wir wissen, dass du immer die Wahrheit sagst und wirklich den Weg Gottes lehrst, ohne auf jemand Rücksicht zu nehmen; denn du siehst nicht auf die Person. Sag uns also: Ist es nach deiner Meinung erlaubt, dem Kaiser Steuer zu zahlen, oder nicht? Jesus aber erkannte ihre böse Absicht und sagte: Ihr Heuchler, warum stellt ihr mir eine Falle? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt! Da hielten sie ihm einen Denar hin. Er fragte sie: Wessen Bild und Aufschrift ist das? Sie antworteten: Des Kaisers. Darauf sagte er zu ihnen: So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    viele Menschen glauben, Christ sein heißt zwischen Gott und der Welt entscheiden zu müssen. Es ist ein Irrtum, der noch immer weit verbreitet ist. Aber Glaube heißt nicht, sich auf das Geistige, Mystische und Spirituelle zu konzentrieren oder gar sich auf fromme Selbstreflektion zurückzuziehen. Im Gegenteil: das Leben in der Gesellschaft und mein religiöser Glauben müssen eine Einheit bilden.
    Christ sein heißt, Bewußtsein entwickeln für seine Verantwortung vor Gott, für seine Verantwortung für die Welt, für seine Verantwortung für den anderen Menschen, und zwar in den verschiedensten Situationen und Lebenslagen, in die wir hineingeraten.
    Dieser Gedanke ist heute um so wichtiger, als nicht gerade unter vielen religiös denkenden Menschen ein Rückzug in spirituelle Kuschelecken und eine Selbstbeschränkung auf das Private zu beobachten ist: Einflussnahme auf Staat und Gesellschaft wird eines Christen für unwürdig erachtet, alles, was auch nur ansatzweise nach Macht riecht, wird als anrüchig und verpönt erachtet und der Ruf nach einer machtfreien Gesellschaft wird immer lauter.
    Aber ist das wirklich, was wir wollen? Keine Macht zu haben, heißt ohnmächtig zu sein. Wenn aber alle ohne Macht sein sollen, dann stellt sich die Frage, wer überhaupt noch etwas macht. Denn nur wenn ich die Macht habe, kann ich etwas bewirken, etwas erreichen oder bewegen. Gerade meine Verantwortung vor Gott nimmt mich in die Pflicht, etwas zu machen, etwas zu bewegen, etwas zu bewirken. Diese Verantwortung vor Gott fordert mich dazu auf, dafür einzutreten, dass der Mensch nicht dem Mitmenschen ein Wolf ist.
    Als Christen dürfen nicht abseits stehen, wenn Ungerechtigkeit und Inhumanität um sich greifen, wenn verantwortungslose Politiker in den Krieg ziehen und dabei auch vor dem Einsatz von Massenvernichtungsmitteln gegen Menschen - seien es Soldaten oder Zivilisten - einsetzen. Wir dürfen nicht einfach nur "Ja" und "Amen" sagen, wenn über das Schicksal von Menschen entschieden wird.
    Und diese Verantwortung vor Gott, die wir als Christen in dieser Welt tragen, ist gemeint, wenn Jesus sagt: " So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!"
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde, wir sprechen un das Glaubensbekenntnis:


    Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
    die sichtbare und die unsichtbare Welt.
    Und an den einen Herrn Jesus Christus,
    Gottes eingeborenen Sohn,
    aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
    Gott von Gott, Licht vom Licht,
    wahrer Gott vom wahren Gott,
    gezeugt, nicht geschaffen,
    eines Wesens mit dem Vater;
    durch ihn ist alles geschaffen.
    Für uns Menschen und zu unserem Heil
    ist er vom Himmel gekommen,
    hat Fleisch angenommen
    durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
    und ist Mensch geworden.
    Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
    hat gelitten und ist begraben worden,
    ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
    und aufgefahren in den Himmel.
    Er sitzt zur Rechten des Vaters
    und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
    zu richten die Lebenden und die Toten;
    seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
    Wir glauben an den Heiligen Geist,
    der Herr ist und lebendig macht,
    der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
    der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
    der gesprochen hat durch die Propheten,
    und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
    Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
    Wir erwarten die Auferstehung der Toten
    und das Leben der kommenden Welt.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasst uns beten, wie Jesus uns gelehrt hat:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Der Erzbischof hebt seine Arme:
    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Unter den Klängen der Orgel zieht der Erzbischof aus die Kathedrale aus.

  • Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Leber in den Dom ein.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    wir lesen in der Heiligen Schrift: "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war."



    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.



    Liebe Gemeinde,
    alle Jahre wieder hören wir die Geschichte von der Geburt unseres Herrn Jesus Christus. Gott ist Mensch geworden.
    Die Geburt dieses Kindes feiern wir jedes Jahr, weil es kein gewöhnliches Kind war, das dort in einem Stall zu Welt kam. So sagte der Erzengel Gabriel, dass dieses Kind "Sohn des Höchsten" genannt werden wird und auch heute spüre wir, dass Weihnachten mehr ist als Weihnachtsmann und Kommerz.
    Und dennoch: Christen müssen sich immer wieder Zeugnis ablegen dafür, dass es Gott wirklich gibt. Denn seine Existenz ist ja die Grundlage für die gesamte Heilsgeschichte überhaupt.
    Wenn es geschaffene Dinge gibt, dann muss es auch einen Schöpfer geben, der diese Dinge erschaffen hat. Und wenn die Schöpfung nicht von Chaos, sondern bis in kleinste Detail von Ordnung dominiert wird, dann gibt es auch eine höhere Weisheit, nach deren Willen diese Ordnung erschaffen wurde.
    Die höchste Idee und Sinnhaftigkeit aber ist die Liebe. Aus Liebe hat Gott die Welt erschaffen und aus Liebe zu den Menschen ist Gott selbst Mensch geworden.
    Oft hört man ja die vage Vermutung, es werde schon irgend etwas Höheres geben. Wir Christen können dem so nicht zustimmen: wir glauben nicht an irgend etwas, sondern an jemanden. Denn auf der Suche nach Gott und bei unserer Sehnsucht nach dem ewigen Leben, brauchen wir uns nicht irgend etwas ausdenken. Denn Jesus Christus hat uns Kunde vom himmlischen Vater gebracht. Er hat uns zur Umekehr aufgerufen, das Reich Gottes mit Wort und Tat verkündet; er hat uns gelehrt, in Gott den Vater zu sehen und den Tod überwunden, auf das wir das ewige Leben erlangen können.
    Gott ist wahrhaft Mensch geworden, damit wir Gottes Liebe erkennen.
    Gott aber ist nicht nur Mensch geworden, er ist Kind geworden. Er kommt zu uns in Form des schwächsten Gliedes unserer Gesellschaft. Wie wehrlos die Kinder sind, sehen wir unter anderem an der von Herodes angeordneten Tötung der Neugeborenen zur Zeit seiner Geburt.
    Sein Erscheinen als Kleinkind ist aber auch ein Fingerzeig auf seine spätere Aussage auf die Frage, wer im Himmelreich der Größte sei und er antwortete: "Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf."
    Was aber können wir von den Kindern lernen? Kinder vertrauen ihren Eltern, denn sie verdanken ihnen ihr Leben. Kinder machen sich keine Sorgen um ihre Zukunft, weil sie ihren Eltern vertrauen, dass diese gut für sie sorgen.
    Das Weihnachtsfest fordert uns nicht dazu auf kindisch zu sein, sondern ermutigt uns, Kind eines liebenden Vaters zu sein. Eines Vaters, der nicht nur weit weg im Himmel ist, sondern der sich in dem Kind hier auf Erden offenbarte, das sich als Gottes Sohn erwiesen hat, und der durch die Sendung seines Geistes auch in uns bereits zur Welt gekommen ist, denn "die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist."
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde, wir sprechen nun das Glaubensbekenntnis:


    Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
    die sichtbare und die unsichtbare Welt.
    Und an den einen Herrn Jesus Christus,
    Gottes eingeborenen Sohn,
    aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
    Gott von Gott, Licht vom Licht,
    wahrer Gott vom wahren Gott,
    gezeugt, nicht geschaffen,
    eines Wesens mit dem Vater;
    durch ihn ist alles geschaffen.
    Für uns Menschen und zu unserem Heil
    ist er vom Himmel gekommen,
    hat Fleisch angenommen
    durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
    und ist Mensch geworden.
    Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
    hat gelitten und ist begraben worden,
    ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
    und aufgefahren in den Himmel.
    Er sitzt zur Rechten des Vaters
    und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
    zu richten die Lebenden und die Toten;
    seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
    Wir glauben an den Heiligen Geist,
    der Herr ist und lebendig macht,
    der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
    der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
    der gesprochen hat durch die Propheten,
    und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
    Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
    Wir erwarten die Auferstehung der Toten
    und das Leben der kommenden Welt.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Messdiener bringen den Kelch mit Korporale und Kelchtüchlein und das Meßbuch zum Altar. Der Erzbischof nimmt die Schale mit dem Brot, hält sie über den Altar und spricht leise. Dann stellt er die Schale auf das Korporale. Als nächstes gießt er Wein und ein wenig Wasser in den Kelch und spricht wieder leise. Der Kelch wird anschliessend über den Altar gehalten. Auch der Kelch wird auf das Korporale gestellt. Nun verneigt sich der Erzbischof davor. Dann wäscht er sich die Hände.
    Zu den Anwesenden zugewandt, spricht der Erzbischof nun:


    Lasset uns beten zu Gott, dem allmächtigen Vater, daß er die Gaben der Kirche annehme zu seinem Lob und zum Heil der ganzen Welt.


    Herr, unser Gott, wir bringen das Brot dar, das aus vielen Körnern bereitet, und den Wein, der aus vielen Trauben gewonnen ist. Schenke deiner Kirche, was die Gaben geheimnisvoll bezeichnen: die Einheit und den Frieden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.


    In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Herr, Heiliger Vater, immer und überall zu danken durch Deinen geliebten Sohn Jesus Christus. Er ist Dein Wort, durch ihn hast Du alles erschaffen. Ihn hast Du gesandt als unseren Erlöser und Heiland: Er ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Um Deinen Ratschluß zu erfüllen und Dir ein heiliges Volk zu erwerben, hat er sterbend die Arme ausgebreitet am Holze des Kreuzes. Er hat die Macht des Todes gebrochen und die Auferstehung kundgetan. Darum preisen wir Dich mit allen Engeln und Heiligen und singen vereint mit ihnen das Lob Deiner Herrlichkeit. Amen.


    Hosanna in excelsis deo! Ja, Du bist heilig, großer Gott, Du bist der Quell aller Heiligkeit


    Sende Deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib ...


    Der Erzbischof macht ein Kreuzzeichen über Schale und Kelch.


    ... und Blut Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
    Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf, nahm er das Brot und sagte Dank, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach:


    Nehmet und esset alle davon: das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.


    Der Erzbischof zeigt der Gemeinde nun die konsekrierte Hostie, dann legt er sie auf die Hostienschale und macht eine Kniebeuge.


    Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch, dankte wiederum, reichte ihn seinen Jüngern und sprach:


    Nehmet und trinket alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.


    Der Erzbischof zeigt der Gemeinde den Kelch, dann stellt er ihn auf das Korporale und macht eine Kniebeuge.


    Geheimnis des Glaubens: Deinen Tod, o Herr verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit. Darum, gütiger Vater, feiern wir das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Deines Sohnes und bringen Dir so das Brot des Lebens und den Kelch des Heiles dar. Wir danken Dir, daß Du uns berufen hast, vor Dir zu stehen und Dir zu dienen. Wir bitten Dich: Schenke uns Anteil an Christi Leib und Blut, und laß uns eins werden durch den Heiligen Geist. Gedenke Deiner Kirche auf der ganzen Erde, und vollende Dein Volk in der Liebe, vereint mit unserem Papst Innozenz V. und allen Bischöfen und Erzbischöfen, unseren Priestern und Diakonen und mit allen, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind.


    Der Erzbischof erhebt Hostienschale und Kelch und spricht:


    Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm
    ist Dir, Gott, allmächtiger Vater,
    in der Einheit des Heiligen Geistes
    alle Herrlichkeit und Ehre
    jetzt und in Ewigkeit!
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Darum wagen wir zu sprechen:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor.


    Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.
    Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


    Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Deshalb bitten wir:
    Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden.


    Gebt nun einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!


    Der Erzbischof bricht die Hostie über die Schale in mehrere Teile zum Zeichen, daß alle von demselben Brot essen und an dem einen Leib Christi teilhaben. Ein kleines Fragment der Hostie senkt er in den Kelch.


    Der Erzbischof macht eine Kniebeuge, nimmt ein Stück der Hostie, hält es über der Schale und spricht, zur Gemeinde gewendet, laut:


    Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.


    Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.


    Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.


    Die Gläubigen, die am Abendmahl teilnehmen, kommen nach vorne, während die Orgel ertönt.


    Zu jedem Abendmahlteilnehmer:


    Der Leib Christi!


    Es singt der Kirchenchor.


    Der Erzbischof hebt seine Arme:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz: /I]


    Amen.


    [I]Es singt der Kirchenchor.


    Unter den Klängen der Orgel verlässt der Erzbischof die Kathedrale.

  • Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Leber in den Dom ein.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    in der Heiligen Schrift lesen wir: "Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. Und Gott der Herr gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben. Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.
    Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein "ein" Fleisch. Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht."


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    Mit diesem Zitat aus der Heiligen Schrift haben wir uns an den Anfang der Menscheitsgeschichte begeben: Gott, der alle Dinge erschuf, schuf den Menschen als Mann und Frau. Der Mensch wurde in einen Garten Eden versetzt und er war nackt und er schämt sich nicht.
    Sie schämen sich nicht ihrer Nacktheit, denn sie sind in einem Zustand der, man möchte sagen, kindlichen Unschuld und können Böse und Gut nicht unterscheiden, denn ihnen fehlt die Fähigkeit in die Einsicht darin.
    In der Erschaffungsgeschichte des Menschen als Mann und Frau steckt aber mehr als nur der Hinweis auf eine göttliche Geschlechterordnung, die der Fortpflanzung dient: Adam erkennt erfreut: "Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch." Wollen wir diesen Satz verstehen, müssen wir zwischen den Zeilen lesen, erkennen, welche symbolische Bedeutung Mann und Frau haben.
    Während Eva symbolisch für die menschlichen Gefühle steht, symbolisiert Adam den menschlichen Verstand. Gefühl und Verstand aber entspringen der selben spirituellen Substanz, symbolisiert durch "Bein" und Fleisch. Beides, Verstand und Gefühle des Menschen, werden, wenn sie richtig zusammenommen, in spirituellem Sinne, ein Fleisch; die Person wird in spiritueller Hinsicht eine Einheit und beginnt allmählich Gott zu sehen.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Lasst uns beten, wie Jesus uns gelehrt hat:
    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Der Erzbischof hebt seine Arme:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.
    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:
    Amen.


    Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Leber aus dem Dom aus.

  • Unter den Tönen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber in den Dom ein.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    wir lesen in der Heilien Schrift nach Johannes aus dem 20. Kapitel:
    "Am ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war. Da läuft sie und kommt zu Simon Petrus und zu dem andern Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Da ging Petrus und der andere Jünger hinaus und sie kamen zum Grab. Es liefen aber die zwei miteinander und der andere Jünger lief voraus, schneller als Petrus, und kam zuerst zum Grab, schaut hinein und sieht die Leinentücher liegen; er ging aber nicht hinein. Da kam Simon Petrus ihm nach und ging in das Grab hinein und sieht die Leinentücher liegen, aber das Schweißtuch, das Jesus um das Haupt gebunden war, nicht bei den Leinentüchern liegen, sondern daneben, zusammengewickelt an einem besonderen Ort. Da ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war, und sah und glaubte. Denn sie verstanden die Schrift noch nicht, dass er von den Toten auferstehen müsste. Da gingen die Jünger wieder heim.
    Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Als sie nun weinte, schaute sie in das Grab und sieht zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, einen zu Häupten und den andern zu den Füßen, wo sie den Leichnam Jesu hingelegt hatten. Und die sprachen zu ihr: Frau, was weinst du? Sie spricht zu ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben. Und als sie das sagte, wandte sie sich um und sieht Jesus stehen und weiß nicht, dass es Jesus ist. Spricht Jesus zu ihr: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Sie meint, es sei der Gärtner, und spricht zu ihm: Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast; dann will ich ihn holen. Spricht Jesus zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm auf Hebräisch: Rabbuni!, das heißt: Meister! Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria von Magdala geht und verkündigt den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und das hat er zu mir gesagt. "


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Liebe Gemeinde,
    freut Euch, den Christus ist auferstanden!
    Sorgt Euch nicht , so sehr uns de
    ganze moderne, hochentwickelte, technisierte Welt auch Angst, ja bodenlose Angst vor dem Tod und allen seinen Erscheinungsformen, dem Leiden, den Krankheiten, dem Alter, den Misserfolgen, den Niederlage, dem Abstieg, dem Schmerz macht. Für viele Menschen heißt Leben immer auf der Hut sein vor dem Tod, immer ausweichen, immer fliehen, immer verdrängen - und wenn das nicht mehr reicht: bekämpfen um jeden Preis – auch wenn ich weiß, dass ich am Ende immer der Verlierer bin.
    Im Hebräerbrief heißt es: Christus hat den Tod auf sich genommen, „um die zu befreien, die durch die Furcht vor dem Tod ihr Leben lang der Sklaverei verfallen waren“.
    Die Furcht vor dem Tod macht zum Sklaven. Wir wollen fliehen. Aber der Tod klebt an uns – wie unser Schatten. Da kann ich auswandern ans andere Ende der Welt: der Todesschatten verfolgt mich. Und wenn ich mich dem Joggen und Walken und dem Gesundheitskult verschreibe: der Tod bleibt an mir dran. Ich kann mich in meine kleine heile Welt zurückziehen: der Tod nistet sich mit mir ein.


    Davon – sagt die Schrift - befreit nur einer: Christus. In der Gemeinschaft mit ihm dürfen wir wie die Jünger nach Ostern als neue, als freie Menschen leben in der Freiheit der Kinder Gottes.
    Und das heißt konkret: Wenn das Kreuz auf mich zukommt, das, was mein jetziges Leben durchkreuzt, dann brauche ich nicht Panik bekommen, nicht fliehen, nicht ausweichen; dann kann ich es annehmen – im Vertrauen, dass es so sein muss und dass durch das Kreuz das Größere, das Leben Christi kommt.
    Ich weiß nicht, ob Sie diesen Gedanken mitvollziehen können. Aber die Spur stimmt ganz bestimmt. Es ist der Weg, den Jesus uns vorausgegangen ist.


    Jesus nahm mit seinem Kreuzestod hinweg die Sünden dieser. Er ebnete uns den Weg ins ewige Leben. Er ruft uns zu, dass wir nie den Mut und die Hoffnung und die Freude verlieren sollen, denn der Tod wird nichts anderes sein als das Neugeborenwerden zum ewigen Leben. Welche Perspektive. Welcher weite und freie Horizont. Wo finden wir das – außer bei Jesus Christus.
    Deshalb feiern wir Ostern, das Fest der Auferstehung. Und deshalb müssen wir danken: jeden Tag und in jeder Eucharistie. Hier fließen die Quellen, aus denen sich das Leben der Gnade nährt. Darum dürfen wir uns nicht fernhalten, sonst wird unfehlbar wieder der Schatten größer, der Schatten des Todes.
    Hier zieht uns Christus, der Herr, der Lebendige zu sich - immer wieder.
    Hier deckt er uns armseligen Gästen seinen Tisch des Wortes und des Brotes.
    Hier will er Mahl mit uns halten – wie einst mit den verängstigten Jüngern nach seiner Auferstehung. Hier reicht er uns das Brot des Lebens.
    Hier danken wir ihm, dem aller Dank gebührt in Zeit und Ewigkeit.
    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.



    Liebe Gemeinde, wir sprechen nun das Glaubensbekenntnis:


    Wir glauben an den einen Gott,
    den Vater, den Allmächtigen,
    der alles geschaffen hat, Himmel und Erde,
    die sichtbare und die unsichtbare Welt.
    Und an den einen Herrn Jesus Christus,
    Gottes eingeborenen Sohn,
    aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
    Gott von Gott, Licht vom Licht,
    wahrer Gott vom wahren Gott,
    gezeugt, nicht geschaffen,
    eines Wesens mit dem Vater;
    durch ihn ist alles geschaffen.
    Für uns Menschen und zu unserem Heil
    ist er vom Himmel gekommen,
    hat Fleisch angenommen
    durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
    und ist Mensch geworden.
    Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
    hat gelitten und ist begraben worden,
    ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
    und aufgefahren in den Himmel.
    Er sitzt zur Rechten des Vaters
    und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
    zu richten die Lebenden und die Toten;
    seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
    Wir glauben an den Heiligen Geist,
    der Herr ist und lebendig macht,
    der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
    der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
    der gesprochen hat durch die Propheten,
    und die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche.
    Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
    Wir erwarten die Auferstehung der Toten
    und das Leben der kommenden Welt.
    Amen.


    Messdiener bringen den Kelch mit Korporale und Kelchtüchlein und das Meßbuch zum Altar. Der Erzbischof nimmt die Schale mit dem Brot, hält sie über den Altar und spricht leise. Dann stellt er die Schale auf das Korporale. Als nächstes gießt er Wein und ein wenig Wasser in den Kelch und spricht wieder leise. Der Kelch wird anschliessend über den Altar gehalten. Auch der Kelch wird auf das Korporale gestellt. Nun verneigt sich der Erzbischof davor. Dann wäscht er sich die Hände.
    Zu den Anwesenden zugewandt, spricht der Erzbischof nun:


    Lasset uns beten zu Gott, dem allmächtigen Vater, daß er die Gaben der Kirche annehme zu seinem Lob und zum Heil der ganzen Welt.


    Herr, unser Gott, wir bringen das Brot dar, das aus vielen Körnern bereitet, und den Wein, der aus vielen Trauben gewonnen ist. Schenke deiner Kirche, was die Gaben geheimnisvoll bezeichnen: die Einheit und den Frieden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.


    In Wahrheit ist es würdig und recht, Dir, Herr, Heiliger Vater, immer und überall zu danken durch Deinen geliebten Sohn Jesus Christus. Er ist Dein Wort, durch ihn hast Du alles erschaffen. Ihn hast Du gesandt als unseren Erlöser und Heiland: Er ist Mensch geworden durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria. Um Deinen Ratschluß zu erfüllen und Dir ein heiliges Volk zu erwerben, hat er sterbend die Arme ausgebreitet am Holze des Kreuzes. Er hat die Macht des Todes gebrochen und die Auferstehung kundgetan. Darum preisen wir Dich mit allen Engeln und Heiligen und singen vereint mit ihnen das Lob Deiner Herrlichkeit. Amen.


    Hosanna in excelsis deo! Ja, Du bist heilig, großer Gott, Du bist der Quell aller Heiligkeit


    Sende Deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib ...


    Der Erzbischof macht ein Kreuzzeichen über Schale und Kelch.


    ... und Blut Deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus.
    Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf, nahm er das Brot und sagte Dank, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach:


    Nehmet und esset alle davon: das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.


    Der Erzbischof zeigt der Gemeinde nun die konsekrierte Hostie, dann legt er sie auf die Hostienschale und macht eine Kniebeuge.


    Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch, dankte wiederum, reichte ihn seinen Jüngern und sprach:


    Nehmet und trinket alle daraus: das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird zur Vergebung der Sünden. Tut dies zu meinem Gedächtnis.


    Der Erzbischof zeigt der Gemeinde den Kelch, dann stellt er ihn auf das Korporale und macht eine Kniebeuge.


    Geheimnis des Glaubens: Deinen Tod, o Herr verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit. Darum, gütiger Vater, feiern wir das Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Deines Sohnes und bringen Dir so das Brot des Lebens und den Kelch des Heiles dar. Wir danken Dir, daß Du uns berufen hast, vor Dir zu stehen und Dir zu dienen. Wir bitten Dich: Schenke uns Anteil an Christi Leib und Blut, und laß uns eins werden durch den Heiligen Geist. Gedenke Deiner Kirche auf der ganzen Erde, und vollende Dein Volk in der Liebe, vereint mit unserem Papst Innozenz V. und allen Bischöfen und Erzbischöfen, unseren Priestern und Diakonen und mit allen, die zum Dienst in der Kirche bestellt sind.


    Der Erzbischof erhebt Hostienschale und Kelch und spricht:


    Durch Ihn und mit Ihm und in Ihm
    ist Dir, Gott, allmächtiger Vater,
    in der Einheit des Heiligen Geistes
    alle Herrlichkeit und Ehre
    jetzt und in Ewigkeit!
    Amen.


    Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Kindern Gottes macht. Darum wagen wir zu sprechen:


    Vater unser im Himmel,
    Geheiligt werde Dein Name.
    Dein Reich komme.
    Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
    Unser tägliches Brot gib uns heute.
    Und vergib uns unsere Schuld,
    wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
    Und führe uns nicht in Versuchung,
    sondern erlöse uns von dem Bösen.
    Denn Dein ist das Reich und die Kraft
    und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
    Amen.


    Erlöse uns, Herr, allmächtiger Vater, von allem Bösen und gib Frieden in unseren Tagen. Komm uns zu Hilfe mit deinem Erbarmen und bewahre uns vor Verwirrung und Sünde, damit wir voll Zuversicht das Kommen unseres Erlösers Jesus Christus erwarten.
    Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


    Der Herr hat zu seinen Aposteln gesagt: Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Deshalb bitten wir:
    Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Sünden, sondern auf den Glauben deiner Kirche und schenke ihr nach deinem Willen Einheit und Frieden.


    Gebt nun einander ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung!


    Der Erzbischof bricht die Hostie über die Schale in mehrere Teile zum Zeichen, daß alle von demselben Brot essen und an dem einen Leib Christi teilhaben. Ein kleines Fragment der Hostie senkt er in den Kelch.
    Der Domchor singt inzwischen:


    "Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt: erbarme dich unser.
    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
    erbarme dich unser.
    Lamm Gottes, du nimmst hinweg die Sünde der Welt:
    gib uns deinen Frieden.
    Amen."


    Der Erzbischof macht eine Kniebeuge, nimmt ein Stück der Hostie, hält es über der Schale und spricht, zur Gemeinde gewendet, laut:


    Seht das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünde der Welt.


    Herr, ich bin nicht würdig, daß du eingehst unter mein Dach, aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund.


    Selig, die zum Hochzeitsmahl des Lammes geladen sind.


    Die Gläubigen, die am Abendmahl teilnehmen, kommen nach vorne, während die Orgel ertönt.
    Zu jedem Abendmahlteilnehmer:


    Der Leib Christi!



    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Nachdem alle am Abendmahl teilgenommen und wieder ihre Plätze eingenommen haben, breitet die Arme aus:


    Der Herr beschütze dich und behüte dich,
    der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir
    und sei dir gnädig,
    der Herr erhebe sein Antlitz auf dich und
    schenke dir seine Liebe und seinen Frieden.


    Beschreibt mit der rechten Hand ein Kreuz:


    Amen.


    Es singt der Kirchenchor und es spielt das Kirchenorchester.


    Unter den Klängen der Orgel zieht Erzbischof Kardinal Bernhard Leber aus dem Dom aus.