Nun, mein Sohn. Was wünscht Ihr Euch?
Privatgemach Papst Simon II.
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Wünschen kann man sich viel, Heiliger Vater, aber mir wäre es wichtig, in einem Umfed zu leben, in dem ich beide Teile meines Lebens erfolgreich meistern kann. Das beide Teile zu einem werden könnten, scheint mur unmöglich derzeit.
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Robert, ich wünsche, dass ihr jemanden in die Gemeinde Ottavios schickt und dort nach dem Rechten seht. Einen Prediger, gar Bischof vielleicht, der es sich darauf versteht, die Nächstenliebe Jesu ins Herzen der Menschen zu vermitteln. Und er soll nicht mit Schelte geizen.
Mein Sohn, wenn Ihr es wünscht, veranlasse ich Eure Versetzung in meine Diözese.
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Natürlich, Heiliger Vater. -
Das - Heiliger Vater, das wäre mir eine große Ehre.
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Dann soll es so kommen, mein Sohn. Habt Ihr noch etwas auf dem Herzen?
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Nein, vielen Dank, Heiliger Vater
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Dann, mein Sohn, geht hin in Frieden. Man wird Euch unterrichten, wo und wann ihr Euch zu eurem neuen Dienst melden sollt.
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Ihr seht nachdenklich aus, Heiliger Vater.
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Nun, Robert. Das hier ist sicher kein alltägliches Problem. Trotzdem beschäftigt es mich. Der arme Junge kann doch nichts dafür, dass der Ruf Gottes ihn erst spät erreichte. Davor hat er ein normales Leben geführt. Nun gut, man könnte ihm vorhalten, ein außereheliches Kind gezeugt zu haben, doch scheinbar hat Gott ihm das verziehen, in dem er ihm den Weg in sein Haus als einer seiner Priester zeigte. Mit welchem Recht verurteilt seine Gemeinde ihn dann?
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Eine Frage, die ich nicht beantworten kann, Heiliger Vater. Offensichtlich will die Gemeinde nicht verstehen, was es bedeutet, Christ zu sein, den christlich ist dieser Umgang nicht. Er hat nichts davon gewusst, dass er Vater werden würde, hat seine Verantwortung also weder verletzt, noch ein Gelübde gebrochen oder falsch abgeleistet. Ihm vorzuhalten, er hätte ein außereheliches Kind gezeugt, wäre ebenfalls nicht ganz fair, wir wissen ja nicht, ob er den Bund der Ehe in diesem Fall geschlossen hätte - und ich persönlich darf, wenn Ihr erlaubt, ergänzen, dass ich kein größeres Problem in einer außerehelichen Elternschaft sehe, wenn die Eltern dazu noch nicht bereit sind, das aber die langfristige Perspektive ist.
Ein ungewöhnlicher Fall, ja. Aber den inneren Konflikt zwischen dem Wunsch, der Berufung zu folgen und dem Wunsch, eine Familie zu haben, davon haben mir schon viele Priester berichtet... -
Vielleicht sollte ich mich diesem Thema in einer meiner Predigten widmen.
Wie weit sind die Vorbereitungen für den Weltjugendtag vorangeschritten, Robert?
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Wir sind bereits in eine Bestandsaufnahme eingetreten und haben über Möglichkeiten der Programmgestaltung diskutiert, wobei beispielsweise die Idee aufkam, ein Theater neben Workshops, Vorträgen und Führungen zu veranstalten.
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Ausgezeichnete Idee. Ich wusste, dass dieses Thema bei Euch in guten Händen aufgehoben ist.
Möchtet Ihr einen Kaffee, Robert?
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Ich danke Euch, Heiliger Vater, für das Lob, aber man soll ja bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben, es ist noch viel zu tun.
Wenn ich damit Eure Zeit nicht über Gebühr beanspruche sehr gerne.
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Ach was.
Wozu bin ich hier der Heilige Vater? Die Arbeit hat sich nach mir zu richten.
Wie es scheint, sind die Brüder Kardinäle alle wieder zurück in ihre Nester gefolgen?
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Der Eindruck scheint mir zutreffend zu sein.
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Nun, das ist unerfreulich. Wenigstens die Kurienmitarbeiter könnten sich mal wieder blicken lassen, hm...
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Das stimmt, Heiliger Vater, das wäre sinnvoll und notwendig. Allgemein ist die Anwesenheit der Bischöfe momentan sehr gering, das merke ich auch bei der Ethikkonferenz...