
Frühstück Seiner Heiligkeit, Silvester IV., mit dem Kardinaldekan de Renaldi (24.04.24)
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Kardinal de Renaldi, guten Morgen. Bitte setzen Sie sich doch zu Uns! Wir freuen Uns, mit Unserm Kardinaldekan persönlich sprechen zu können.
Für jemanden, der die Ruhe des klösterlichen Lebens in den letzten Jahren schätzen gelernt hat, muss ich zugeben, dass die Betriebsamkeit der Kurie eine ungewohnte Erfahrung ist.
Meine Tage sind schon jetzt verplant, kaum dass das Pontifikat begonnen hat - so bleibt mir nur, Sie um Entschuldigung zu bitten, dafür...
... dass Wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und dieses Frühstück für die wichtigsten Angelegenheiten zwischen Uns und Unserem Kardinaldekan in diesen Tagen zweckentfremden müssen.
Ich hoffe, eine bescheidene Auswahl aus den Erzeugnissen der Güter des Apostolischen Palastes sagt Ihnen zu?
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Euer Heiligkeit.
Ich danke euch für die Einladung zum Frühstück. Eine Stärkung verbunden mit Absprachen erscheint mir eine angenehme Kombination zu sein.
Das ist eine vorzügliche Auswahl.
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Steh auf, mein Sohn!
Haben Sie Uns Angelegenheiten vorzutragen wie all die Sekretäre und Beamten Unserer Kurie, oder ist es an Uns, die Agenda des Tages zu eröffnen?
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Wie Ihr wünscht, Heiliger Vater.
Meiner bescheidenen Ansicht nach liegt vorrangig Eure Inthronisation vor uns.
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Eine Formalie gegenüber den Bedürfnissen der Kurie nach einer Neubesetzung ihrer Ämter und dem Verlangen der Gläubigen, dass Ihr Heiliger Vater seinen Dienst für ihr Heil tun möge...
... aber in der Tat ist dies Unser wichtigstes Anliegen, schließlich sind Formalien ein wichtiger Teil der Tradition. Wir haben abgewogen, wie Wir die Verbindung der Stühle Petri und Pauli angemessen ausdrücken können, sind aber noch nicht zu einem befriedigenden Ergebnis gekommen.
Seit der Überwindung des Schismas haben Unsere Vorgänger zwar die Gleichwertigkeit der petrinischen und paulischen Fundamente Unseres Amtes postuliert und bekräftigt, Vaticano jedoch aus Sicht des Bischofs Oswald etwas vernachlässigt....
Denken Sie, Kardinaldekan, dass ich eine Inthronisation in Vaticano statt in San Pedro der Kurie zumuten kann?
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Euer Heiligkeit, die Inthronisation ist neben dem Bedürfnis der Gläubigen und der Tratition auch mit dem Segen für Euch verbunden, den wir alle für unsere Bemühungen im Amt stets benötigen.
Die Überwindung der großen Trennung ist ein modernes Wunder und ein Glücksfall für unsere Kirche, aber auch fragil.
Die Konstrukteure dieser Einheit waren darauf bedacht beide Säulen den gleichen Wert beizumessen auch wenn ich zu meinem bedauern ebenso feststellen muss, dass Vaticano hätte mehr eingebunden werden können. Als erster Sitz wurde dennoch Valsanto ausgewählt.
Die Inthronisation in Vaticano wäre meiner Einschätzung nach ein Bruch. Aber ich denke auch, wir sollten Vaticano anders einbinden. Vielleicht als erste Reise nach Inthronisation mit Messe zur Inbesitznahme des Bischofstuhls?
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Selbstverständlich ist es Unsere Absicht, die Tradition einer ordnungsgemäßen Amtseinführung zu pflegen - es ist uns ausdrücklich ein Anliegen, das zu tun!
Ich kann allerdings nicht leugnen, dass ich selten so intensive Tage erlebt habe wie seit dem Konklave. Von der Herrschaft des Verrückten im Reich einmal abgesehen, vielleicht.
Es ist Uns wohl bewusst, dass der Status Valsantinus und mit ihm der Stuhl Petri eine besondere Rolle zu spielen hat, Herr Kardinaldekan. Es liegt Uns auch fern, ein Ärgernis zu erregen oder - Wir sind Oberhaupt einer geeinten Kirche, auch wenn das in Randbereichen wieder infrage zu stehen scheint...
Dennoch bitte ich Sie, Kardinal de Renaldi, mit den zuständigen Stellen in Valsanto und in Rem die Möglichkeiten einer Inthronisation da und einer Besitzergreifungszeremonie dort oder umgekehrt jeweils zu prüfen und mir hinsichtlich der Möglichkeiten detailierter Bericht zu erstatten.
Ihre Bedenken nehme ich ernst und habe sie selbst bereits einmal gewendet - Wir wollen aber eine genauere Betrachtung vornehmen, was die Gleichheit beider Stühle in ihrer Bedeutung für Unser Amt angeht.
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Gewiss, euer Heiligkeit. Ich werde mich sofort nach dem Frühstück beraten lassen.
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Gratias ago!
Außerdem bitten Wir Sie als den Dekan Unseres Kardinalskollegium, aus dessen Mitte - insbesondere aus dem Kreise derer, die bisher keine Ämter in der Curia Valsantinus innehatten - einige geeignete Personen für den Dienst an der Weltkirche vorzuschlagen, um eine weitere Perspektive für Unsere Entscheidungen zu bekommen.
Dann habe ich noch ein persönliches Anliegen, Herr Kardinal: Die Regelung meines Nachlasses und insbesondere meiner Bestattung, wie sie irgendwann ja erforderlich wird.
Ich wünsche - unabhängig von der Frage der Bestattungsfeierlichkeiten - jedenfalls meine letzte Ruhe auf dem Colle Vaticano zu finden, beim Heiligen Apostel Paulus.
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Euer Heiligkeit, ich sehe mich gern nach Talenten in im Kollegium der Kardinäle um, hoffe dennoch Ihr gedenkt Erfahrungsträgern der Kurie wertschätzend zu begegnen und innerhalb der Kurie ggf. neue Aufgaben zukommen zu lassen. Erfahrungswissen dieser Art braucht die Kurie auch, wenngleich Euer Heiligkeit sicher mit neuen Personen an bestimmten Stellen neue Impulse zu setzen wünscht.
Ich werde euch gern einen Notar an die Seite stellen, zur Beratung über die Gestaltung eines Testaments. Eure Grabstätte wählt Ihr frei und euer Wunsch ist für Vaticano und die Gläubigen Dreibürgens ein bedeutendes Zeichen der Zuneigung zum Stuhle Pauli.
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Es ist Unsere Absicht, die Kurie so aufzustellen, dass sie die Einheit der Kirche repräsentiert und dazu in der Lage ist, Uns - und Unseren Nachfolgern - bei der Erfüllung Unseres apostolischen Mandats gut zu unterstützen.
Aus diesem Grunde haben Wir eine Visitation angeordnet, um dann über Umstrukturierungen organisatorischer Art zu befinden - wenn Wir richtig sehen, hat bereits Unser Vorgänger mit der Aufwertung der Präfektur des Apostolischen Palastes und der Neuerrichtung eines Dikasteriums für die Bischöfe gesehen, dass die hergebrachte Struktur drei riesiger Zentralbehörden nicht gut funktioniert hat.
Die Visitationsberichte werden Uns auch ein Bild davon geben, wie die Vorsteher der Dikasterien in den letzten Jahren gearbeitet haben. Papst Linus III. hatte regelmäßige Wahlen durch das Kollegium der Kardinäle angestrebt, Papst Simon auf Kontinuität gesetzt.
Wir tendieren dazu, dass auch Wir Unsere Kurie nach Unseren Bedürfnissen aufstellen müssen, um Unseren Dienst an der Kirche gut zu erfüllen.
Selbstverständlich wollen Wir da auf den breiten Erfahrungsschatz derer zurückgreifen, die sich bewährt haben. Bis dahin werden Wir Personalentscheidungen nur übergangsweise treffen.
Wir können Ihnen versichern, Kardinal de Renaldi, dass Sie Unser vollstes Vertrauen darin genießen, das Kollegium der Kardinäle zu vertreten.
Hinsichtlich einiger anderer Personen sind Uns einige betrachtenswerte Umstände aufgefallen, über die wir Uns zunächst ein genaueres Bild machen müssen.
Ich habe meinen Privatsekretär bereits angewiesen, einen Notar zu bestellen, Herr Kardinal - einige Dinge müssen geregelt sein, gerade in meinem Alter. Und veränderte Umstände erfordern veränderte Regelungen....
Als amtierender Dekan des Kardinalskollegiums vertraue ich dagegen Ihnen an, die Planungen der Kurie für eine päpstliche Beisetzung in Vaticano umgehend auf den aktuellen Stand zu bringen - so sie denn bisher überhaupt existierten.