Um wen geht es und warum hat er nicht mehr den Rückhalt seiner Gemeinde?

Privatgemach Papst Simon II.
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Es eine Jugendsünde zu nennen wäre wohl unpassend, aber es geht in die Richtung: Er lebte damals mit einer Frau zusammen, die er sehr liebte. Als die ihn verlies, entschied er sich, Priester werden zu wollen, wovon ihn die Liebe bisher abgehalten hatte. Jahrelang hörte er nichts mehr von ihr, ehe sie im Sommer letzten Jahres bei einem Unfall ums Leben kam und er durch einen testamentarisch hinterlegten Brief davon erfuhr, dass er einen Sohn habe. Nun steht er im Spannungsfeld zwischen seinem Sohn uns seiner Gemeinde, da letztere die Tatsache nicht akzeptiert, dass ersterer existiert und er ihn versorgt. Sein Name ist Ottavio. Ottavio Rizzo.
Ich kann, nachdem ich mich intensiv mit seinem Fall auseinandergesetzt habe, nicht erkennen, dass das Zusammenleben mit seinem Sohn oder die Tatsache, dass dieser existiert, ihn gegenwärtig in seinem priesterlichen Dienst einschränkt oder behindert - eher im Gegenteil, wenn da nicht die Gemeinde wäre. -
Ich möchte diesen jungen Mann kennen lernen.
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Das habe ich mir beinahe gedacht, Heiliger Vater. Euer Vorgänger hatte leider nicht mehr die Gelegenheit dazu. Soll ich ihn herrufen lassen? -
Bitte, Robert. Ich lasse Kaffee und Gebäck bringen.
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Der Sekretär des Groinquisitors steht vor der Tür, in Begleitung eines Priesters.
Buenos días, señora!
Seine Heiligkeit und Seine Eminenz erwarten uns. -
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Eure Heiligkeit, darf ich Euch meinen Sekretär, Jorge Armaro und den Priester Ottavio Rizzo vorstellen?
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Ich freue mich, dass dieses Treffen so schnell zustande gekommen ist. Bitte erhebt Euch, nehmt Platz und wenn ihr mögt, bedient euch an Kaffee und Gebäck.
Mein Sohn, der Kardinal berichtete mir von Eurem Problem. Wahrlich, wahrlich eine unschöne SItuation, nicht wahr?
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Heiliger Vater, es ist mir eine große Ehre...
Ich möchte Euch ungern mit dieser Angelegenheit belasten, aber Seine Eminenz hielt es wohl für gut, Euch in Kenntnis zu setzen...Eine Situation, mit der ich lange gekämpft habe, und noch immer ringe. Ich wünsche mir mancmal, es wäre anders, aber dann schöpfe ich wieder neue Kraft und finde gut, wie es ist. Ich ringe nicht mit mir, da bin ich mittlerweile im Gebet und Gespräch im Reinen, ich ringe mit der Macht des Wortes - oder des Schweigens vieler in meiner Gemeinde, für die ich die Gründsätze der Kirche verletzt habe, die nicht akzeptieren konnten und können, wie die Situation ist, die mich loswerden wollen. Sie nennen sich Christen, aber wie christlich ist jemand, der anderen nicht Zuneigung oder wenigstens Unvoreingenommenheit, sondern Abscheu, gar Hass entgegenbringt eigentlich noch?
Ich erlebe meinen Sohn als eine große Bereicherung, ein Geschenk, genau wie das Amt, das ich ausüben darf. Für mich wäre diese Situation in Ordnung, mehr als das, gut, wie sie ist, wenn da der Druck nicht wäre... Man stellt mich vor die Wahl und ich kann wählen die Familie der Kirche oder meine Familie - und diese Wahl kann ich nicht treffen, ich liebe beide. -
Als das Kind gezeugt wurde, ward ihr noch nicht im Stand eines geweihten Priesters, mein Sohn?
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Nein, Heiliger Vater, ich bin erst einige Wochen später im Unwissen über ... diesen Umstand in das Seminar eingetreten.
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Dann kann ich nicht nachvollziehen, warum Eure Gemeinde Euch derart schneidet.
Mein Sohn, in Eurem Leben vor Gott, habt ihr Recht getan und Liebe gegeben. Diese Liebe wurde - ohne Euer Wissen - zu einem neuen, gottgeschenktem Leben. Das ist recht. Nun seid ihr jedoch ein Diener Gottes. Ihr habt Euer Leben in Seine Gnade und Seinen Dienst gestellt. Eure Aufgabe ist es, Sein Wort zu predigen und den Menschen Seine Liebe und Barmherzigkeit weiter zu geben. Euer Sohn, kann euch dabei eine Stütze sein. Seht in ihm Eure persönliche Herausforderung Gottes, an Euer Werk und Euer Leben. Durch Euren Sohn, erkennt Ihr, was Gottes Weg und Wille ist. Gott hat Euch in Seinen Dienst berufen, also dient ihm. Gott hat Euch aber auch Euren Sohn geschenkt. Es wird Eure Aufgabe sein, beidem gerecht zu werden. Es wird schwer - das merkt Ihr gerade selber. Gerade die sehr alten Gemeinden Valsantinus werden nicht begreifen können - oder wollen - was dieses Kind für Euch bedeutet. Ihr aber seid Gottes Diener. Ihr habt das Wissen und die Gabe, es ihnen beizubringen. Seid Ihnen nicht nur Seelsorger, sondern auch Lehrer.
Ich wünsche, dass Ihr weiterhin Priester in Eurer Gemeinde bleibt. Ihr könnt an dieser Aufgabe nur wachsen. Euer Glaube, mein Sohn, soll Eure Hoffnung sein. Denkt immer daran, Gott, der Herr, hat Euch diese Aufgabe gestellt, als er Euch Euren Sohn schenkte und Euch anschließend in Seinen Dienst bestellte. Was kann es schöneres geben, als Sein Werk zu tun?
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Es ist mein Ziel, beiden Aufgaben gerecht zu werden, Heiliger Vater, aber meine derzeitige Gemeinde bringt mir nicht wenigstens nur Skepsis entgegen, sondern breit gestreute Verachtung...
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Und damit könnt Ihr nicht richtig umgehen?
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Mir stellt sich die Frage, ob dieser Zustand auf dauer für das Gemeindeleben tragfähig ist. Die Gläubigen sollten ihrem Pastor vertrauen können. Und das ist in dieser Gemeinde, meiner Gemeinde, wohl nicht mehr gegeben, Heiliger Vater.
Ich habe viel Zeit darauf verwandt, das ganze aufzuklären und eine Lösung zu finden, doch es kommt mir vor, als ob ich gegen eine Wand redete.