Ansprache des Papstes zum Huangzhou-Konflikt

  • Am Fenster der Privatgemächer, die auf den Petersplatz zeigen, erscheint Seine Heiligkeit, Papst Innozenz V. Freundlich lächelt er in die Menge und winkt dabei den Gläubigen zu. Es scheint, als wolle Seine Heiligkeit das Ritual der Mittwochsansprache wieder aufleben lassen. Nachdem sich die versammelte Menge etwas beruhigt hat, hebt der Papst an:


    Im Namen des Vaters
    und des Sohnes
    und des Heiligen Geistes.


    Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit Euch.


    Die Menge antwortet: „Und mit deinem Geiste.


    Der Heilige Vater bekreuzigt sich und faltet die Hände.


    Liebe Brüder und Schwestern. Krieg zieht auf. Wieder einmal, schaffen es die Gläubigen Gottes nicht, ihre Konflikte friedlich und besonnen beizulegen. Wieder einmal, sollen Gewehrkugel und Panzergranate über das Wohl und Wehe tausender Menschen entscheiden. Erneut, so scheint es Uns heute, soll eines der wichtigsten Gebote unseres Herren gebrochen werden. Da heißt es: Du sollst nicht töten. Das 5. Gebot Gottes. Eines Seiner wichtigsten. Und es soll gebrochen werden!


    Der Papst hält kurz inne und holt Luft. Die Ansprache scheint ihm nahe zu gehen.


    Ja, so soll es kommen. Diejenigen, die sich als oberste Repräsentanten ihrer Staaten ansehen, haben es so entschieden. Krieg soll das Land überziehen und Tod und Verderben bringen. Doch Wir fragen euch: Ist es nicht gegen Gottes Willen einen solchen Krieg zu begehen? Ist es nicht gegen Gottes Willen das Blut anderer Christen zu vergießen? Ist es nicht gegen Gottes Willen in Seinem Namen zu morden? Wir sagen euch, das ist es!


    Wir haben immer schon für den Frieden gepredigt. Friede, so ein leichtes, einfaches Wort – so eine schwierige Sache in der Welt. Warum ist Frieden so schwer? Warum kann man in der heutigen Zeit seine Probleme nicht gemeinsam, vielleicht mit Hilfe anderer auf diplomatischem Wege lösen? Warum entscheiden schlussendlich immer Generäle, Flugzeugbomben und Schiffsminen? Ist der Glaube in Gott und Seine Hilfe in der Not so gering geworden, dass man in Ihn und Seine Stärke nicht mehr vertrauen kann?


    In einer Predigt haben Wir einmal davon erzählt, dass Gott uns zürnt. Er zürnt Seiner Schöpfung, weil wir, seine Geschöpfe, alles dafür tun, Sein Werk zu zerstören. Durch Krieg, Mord und Zerstörung. Gott zürnt uns – und das zu Recht! Wir sollten dafür eintreten Seine Schöpfung zu erhalten. Wir sollten dafür eintreten die Welt und den Glauben, unsere Religion, zu bewahren. Doch wir tun alles dafür, diese Welt zu vernichten.


    Wir waren schockiert, als wir hörten, dass Männer der Kirche, Bischöfe gar, ihrem weltlichen Oberhaupt geraten haben in den Krieg zu ziehen. Wie weit ist es mit Unserer Kirche gekommen, wenn schon ihre Fürsten sich nicht mehr an die Gebote Gottes halten wollen? Es ist für Uns nicht tragbar, dass im Namen Gottes Mord und Zerstörung haushalten soll. Gott predigt den Frieden. Gott predigt Zusammenhalt und Freundschaft.


    Wir rufen im Namen Gottes alle Konfliktparteien in dieser Angelegenheit auf besonnen zu bleiben. Wir rufen im Namen Gottes dazu auf jeden kriegerischen Akt für die zivilen Bevölkerungen zu unterlassen. Wir rufen dazu auf, die Konflikte diplomatisch und friedlich zu lösen. Jede Gefahr für unschuldige Frauen, Männer und Kinder muss unter allen Umständen verhindert werden.


    Im Namen Gottes, rufen Wir jeden Christen dazu auf, sich von kriegerischen Ideen zu distanzieren und dem Krieg abzuschwören. Wer die Gebote Gottes missachten wird, wer im Namen Gottes Blut vergießen wird, wird den Zorn Gottes und Seines Stellvertreters auf Erden zu spüren bekommen.


    Wieder hält der Heilige Vater kurz inne. Dann hebt er die Hände.


    Lasst uns gemeinsam für das Wohl aller beten.


    O Herr,
    mach mich zum Werkzeug deines Friedens,
    dass ich Liebe übe, wo man sich hasst,
    dass ich verzeihe, wo man sich beleidigt,
    dass ich verbinde, da, wo Streit ist,
    dass ich die Wahrheit sage, wo der Irrtum herrscht,
    dass ich den Glauben bringe, wo der Zweifel drückt,
    dass ich die Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält,
    dass ich ein Licht anzünde, wo die Finsternis regiert,
    dass ich Freude mache, wo der Kummer wohnt.
    Herr, lass mich trachten:
    nicht nur, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
    nicht nur, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
    nicht nur, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
    Denn wer da hingibt, der empfängt;
    wer sich selbst vergisst, der findet;
    wer verzeiht, dem wird verziehen;
    und wer stirbt, erwacht zum ewigen Leben.


    Amen.


    Die Menge auf dem Petersplatz stimmt in das Amen mit ein. Dann segnet der Papst die Gläubigen.


    Der Herr segne dich und behüte dich
    Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig
    Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich
    und gebe dir Frieden.


    Wieder lassen die Gläubigen ein lautes Amen ertönen. Der Heilige Vater lächelt gütig hinab, winkt noch einmal und verlässt dann das Fenster, was sofort von einem Ministranten geschlossen wird.