Voces Mundi - Ausgabe 1/2009

  • VOCES MUNDI
    Ausgabe I/2009
    herausgegeben von der Kongregation für die Reinheit des Glaubens


    INDEX
    I - Vorwort von Kardinal Hallberg
    II - Schrift zum Verhältnis des Königs zu seinen Untertanen und der Untertanen zu ihrem König von Monseñor Castro


    VOCES MUNDI - I/2009 - I - Vorwort von Kardinal Hallberg


    Vorwort


    Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche setzt sich zusammen aus den vielen Teilkirchen in der ganzen Welt, die dort die Lehrautorität besitzen und die Kirche formen und gestalten. Der gegenseitige Austausch zwischen den Ortsbischöfen über die Lehre ist deshalb unumgänglich, um eine Kirche zu bleiben. Zu diesem Zwecke hat die Kongregation für die Reinheit des Glaubens beschlossen, die seit mehreren Jahren nicht mehr veröffentlichte Schriftreihe VOCES MUNDI wieder aufleben zu lassen und dort künftig Schreiben, Ansprachen und Predigten verschiedener Bischöfe und anderer Personen der katholischen Weltkirche zu veröffentlichen.


    Diese erste Ausgabe beinhaltet ein Lehrschreiben des segovischen Diözesanadministrators Jacinto Castro, das am 29. Oktober 2009 in Santiago de Bahía veröffentlicht worden ist.


    + Jonatan Card. Hallberg


    VOCES MUNDI - I/2009 - II - Schrift zum Verhältnis des Königs zu seinen Untertanen und der Untertanen zu ihrem König von Monseñor Castro


    Monseñor Jacinto Castro, Diözesanadministrator von Alcázar de Gerona in der Kirchenprovinz Segovia
    Schrift zum Verhältnis des Königs zu seinen Untertanen und der Untertanen zu ihrem König
    (Interprätation der Paulusbriefe an die Römer 11-13)


    1. In der Modernität, in der zahlreiche Staaten die Situation droht, dass alte und ehrbare Traditionen aufgegeben werden und wo es leider bereits geschieht, dass die Existenz des allmächtigen und allgütigen Gottes geleugnet wird, ist es besonders wichtig, dass sich jene Staaten, welche wie die Bendita Corona treu am katholischen Glauben festhalten, sich auf die Wurzeln ihres christlichen Glaubens zurückbesinnen.


    2. Die Heilige Schrift lehrt uns in Römer 13, dass “Alle ohne Ausnahme sich den Trägern der Staatsgewalt unterordnen müssen, denn es gibt keine staatliche Macht, die nicht von Gott kommt. Die jeweiligen Amtsträger sind von ihm eingesetzt.” Aus diesem Zitat leiteten vergangene wie auch einige aktuelle Herrscher ihren Herrschaftsanspruch ab und sehen sich als Herrscher von Gottes Gnaden. Das Gottesgnadentum wird heute immer wieder als nichtzeitgemäss in Frage gestellt, hat doch im Zeitalter des Absolutismus so mancher Herrscher, wie diese behaupten würden, im Namen Gottes regiert und dabei, wie man eben weiss, tausende hingemordet, gefoltert und unterdrückt. Wenn man das Gottesgnadentum mit solch profanen und historischen Gegebenheiten assoziert, so ist dies zwar aus moderner Sicht in gewisser Weise verständlich, doch wird dabei vergessen, dass die Heilige Schrift nicht nur Verhältnis von Untertanen zum Herrscher regelt, sondern eben auch das Verhältnis vom Herrscher zu den Untertanen.


    3. In Römer 12 heisst es nämlich: “Denkt an den menschlichen Leib: Er bildet ein lebendiges Ganzes und hat doch viele Teile und jeder Teil hat seine besondere Funktion. So ist es auch mit uns: Als Menschen, die zu Christus gehören, bilden wir alle ein unteilbares Ganzes, aber als Einzelne stehen wir zueinander wie Teile mit ihrer besonderen Funktion.” Die Bibel lehrt uns also, dass die Machtverteilung zwischen Herrscher und Untertanen durchaus nötig ist, nicht jedoch, dass damit der Herrscher automatisch besser und höher ist als der Untertan. Der Herrscher hat seinen Pflichten vor Gott ebenso nachzukommen wie jeder andere Mensch. Eindrücklich ist dies ebenfalls in Römer 13 beschrieben: “Ihr kennt die Gebote: 'Brich nicht die Ehe, morde nicht, beraube niemanden, blicke nicht begehrlich auf das, was anderen gehört.' All diese Gebote lassen sich in dem einen Satz zusammenfassen: 'Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst'”. Hier sagt die Heilige Schrift einmal mehr aus, dass auch der Herrscher seine Untertanen lieben und hochhalten soll. Denn wenn der König dies nicht tut, so würde er seine Untertanen nicht als seine Mitmenschen ansehen und wer ist der Herrscher denn vor Gott schon noch, wenn sich selbst über die Menschen erhöht?


    4. Wir dürfen hier nicht vergessen, was in Römer 11 gesagt wird: “Von Gott kommt alles, durch Gott lebt alles, zu Gott geht alles.” Der Herrscher der seine Untertanen nicht liebt wird genauso zu Gott kommen und zur Rechenschaft gezogen werden, wie der Untertan, der seinen Herrscher nicht liebt. Die gegenseitige Liebe zwischen allen Menschen, nicht nur zwischen Herrscher und Untertanen, ist die zentrale Aussage, die durch das Christentum verbreitet wird. Die einen erhalten von Gott das eine Amt, die anderen ein anderes, doch vor Gott sind am Ende alle gleich.

  • "Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt", und auch für diese wenigen gilt das Gesetz der Nächstenliebe, das Hauptgebot Gottes. Monseñor Castro erinnert daran, dass auch der weltliche Mensch sich immer wieder auf Gottes Gebote besinnen muss und dass auch zwischen unterschiedlich Gestellten Respekt, Nachsicht und Offenheit herrschen muss. Ein gelungenes Hirtenschreiben!