Beiträge von Raúl S. Lee

    Carlos hat mich zu seinem Testamentvollstrecker gemacht. Silvester wünscht, dass ich mich darum zuerst kümmere. Und ich soll mir Zeit lassen. Abschieben will er mich.

    Handlung:

    Greift das Glas Wein, dass der Kellner inzwischen brachte und leert auch dieses zur Hälfte in einem Zug.

    Marcus, er hat im Pluralis Majestatis gesprochen. "Wir wünschen" und "Unserer Meinung nach"...

    Handlung:

    Er muss tief durchatmen.

    Er wird alles über den Haufen werfen, was wir Dank Simon in den letzten 10 Jahren erreicht haben. Ich verwette meine Soutane, dass er bald alle von uns rauswerfen wird. Wer Simon zu Nahe stand, wird gehen müssen. Ich hab es im Urin.

    Handlung:

    Er leert den Rest des Glases.

    Was haben wir getan?

    Handlung:

    Hatte sich sehr gut überlegt, ob er nicht einfach nach Hause geht, sich jedoch entschieden noch einmal im Jesuiten blicken zu lassen. Vielleicht war Marcus ja doch noch da. Das Treffen mit dem Heiligen Vater hatte ihn aufgewühlt. Und nicht nur das. Es hatte ihn schockiert. Er würde auch sehr zeitnah mit Robert und Louis sprechen müssen. Suchend sah er sich um.

    Handlung:

    Atmete tief ein und aus. Testamentsvollstrecker. Ihm hätte klar sein müssen, dass Carlos ihn damit beauftragen würde.


    Heiligkeit, wir alle sind hier um Euch mit dieser schweren Bürde zu helfen und Euch zu dienen. Aber vielleicht gestattet Ihr mir ein offenes Wort, auch wenn es sich nicht geziemt, da Ihr doch erst so kurz im Amt seid und Euch noch orientiert. Ich bitte daher vorab um Eure Vergebung, falls ich zu weit gehen sollte. Euer seliger Vorgänger hat zehn Jahre lang eine moderne Ansprache gewählt, auch um zu zeigen, dass die Kirche mit der Zeit gegangen ist und er und seine Nachfolger zwar weiterhin Gottes Stellvertreter sind und absolutistische Monarchen, man jedoch die Verbindung zu den Gläubigen nicht dadurch konterkarieren sucht, in dem man sich sprachlich über sie stellt. Vielleicht, Heiliger Vater, ist dies ein Gedanke, der Euch bei Eurer Entscheidung behilflich sein könnte.


    Handlung:

    Er schwieg kurz, um dem Papst Gelegenheit zu geben, über das Gesagte nachzudenken.


    Wenn es Euch dann gefällt, Heiliger Vater, werde ich mich mit dem Präfekten des Apostolischen Palastes besprechen, um den Letzten Willen Papst Simons zu vollziehen und Euch so schnell wie möglich die päpstlichen Gemächer zur Verfügung stellen zu können.

    Handlung:

    Wie angeboten nahm er Platz und hörte dem Heiligen Vater aufmerksam zu. Der Pluralis Majestatis hörte sich fremd, ungewohnt und alt in seinen Ohren an. Schließlich hatte Simon zehn Jahre darauf verzichtet. Ob er dem Heiligen Vater diesbezüglich etwas sagen sollte? Er entschied sich dagegen. Das wäre wohl zu früh.


    Heiligkeit, ich danke Euch für Eure besondere Anteilnahme. Ja, Seine Heiligkeit war wie ein Vater für mich. Seit ich zum Priester geweiht wurde, habe ich für ihn in verschiedenen Funktionen gearbeitet. Sein plötzlicher Verlust hat mich sehr getroffen. Trotzdem freue ich mich, dass mit Euch, Heiliger Vater, die Kirche ein neues Oberhaupt erhalten hat. Natürlich begleite ich Eure Heiligkeit gerne zum Grab Papst Simons um mit euch seiner zu gedenken. Und bitte macht Euch keine Sorgen, ich war gerade nicht mit irgendwelchen wichtigen Dingen beschäftigt, Heiligkeit.

    Handlung:

    Hat sich ankündigen lassen und betritt dann nach Aufforderung das Arbeitszimmer des Heiligen Vaters. Es war ein etwas mulmiger Augenblick, saß doch zehn Jahre lang sein Mentor, Förderer und "Vater" hinter diesem Schreibtisch. Und jetzt war es ein Fremder, der ihn von dort über den Rand seiner Brille hereinkommen sah und musterte. Schnell trat er näher und ergriff die ausgestreckte Hand des Heiligen Vaters, ging ins Knie und küsste die Stelle, an der in wenigen Tagen der Fischerring sein würde.


    Ihr wünschtet mich zu sehen, Eure Heiligkeit?

    Handlung:

    Nachdem der ganze Trubel des Konklaves und die Verkündung des neuen Heiligen Vaters ebenfalls über die Bühne gebracht worden war, hatte auch Lee sich für ein wenig Ruhe in den Fröhlichen Jesuiten zurückgezogen. Schon bald rechnete er damit vom Heiligen Vater gerufen zu werden, damit dieser ihm mitteilen würde, wie es mit ihm als Kardinal in der Kirche weitergehen würde. Was ihm ein wenig Sorge bereitete.

    Handlung:

    Folgt de Renaldi in der langen Schlange der Kardinäle. Es ist sein erstes Konklave und es erfüllt ihn mit Ehrfurcht. Bei der letzten Wahl war er noch einfacher Priester und der Privatsekretär des Kämmerers. Des Mannes, der wenige Wahlgänge später Papst Simon II. wurde und den er kürzlich mit seinen Kollegen viel zu früh beerdigen musste. Eine Träne schlich sich seine Wange hinab.

    Handlung:

    Schließlich war man im Petersdom angekommen und hatte den Leichnam auf ein Podest überführt. Gardisten hatten Stellung bezogen und ein Absperrbereich wurde eingerichtet. Nachdem Kardinal Lee den Leichnam gesegnet und den privaten Moment nutzte, niederkniete und direkt am Leichnam des Papstes gebetet hatte, wurde der Dom für die Öffentlichkeit freigegeben und die tausenden Gläubigen, die sich bereits auf dem Petersplatz versammelt hatten, um dem Heiligen Vater die letzte Ehre zu erweisen, strömten in die Basilika.


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