Beiträge von Ottavio Rizzo

    Wenn ich ehrlich bin, nein. Als ich damals ins Kloster bin, wollte ich nur vergessen und die letzten Umzüge waren auch nicht gerade davon geprägt, dass meine ehemalige Heimat mich mit Tränen verabschiedet hat, eher im Gegenteil.

    Handlung:er wirkt nachdenklich

    Eine Dynastie würde ja mehr als zwei Generationen bedeuten - ich glaube nicht, dass die Kirche davon so angetan wäre, da hast du sicher recht, jedenfalls auf absehbare Zeit. Aber du musst ja jetzt auch nicht wissen, was du wo machen willst, das hat noch Zeit.

    Handlung:Muss dann doch lachen, als Césare das so sagt und erwidert grinsend

    Ja, ist schon klar, nicht persönlich - das klingt aber ganz anders. Aber ich hör schon, ein Priester wird nicht mehr aus dir, Céo.

    Handlung:Im Radio läuft ungewohnte Musik, die er vermutlich selbst nie hören würde, aber das stört ihn nicht weiter - im Gegenteil. Als Césare so sinnierte, kamen ihm allerdings doch leichte Zweifel, ob das die richtige Entscheidung gewesen war.

    Aber es ist in Ordnung für dich?

    Handlung:Er hatte immer gewusst, dass er nicht der geborene Vater war, in solchen Dingen war er etwas hilflos und in soweit froh, dass sein Sohn schon dem Kindesalter entwachsen war und mit ihm sprechen konnte. Es klang doch etwas verbittert, als er äußerte

    Was würdest du dir denn wünschen, das ich anders mache? - Du musst mir schon sagen, was du brauchst und willst, ich kenne dich nicht so gut wie deine Mamá, tut mir Leid.

    Céo, das zu sagen ist mein Part. Es ist natürlich so, dass ich tatsächlich viel zu tun habe und vielleicht sogar noch mehr, wenn ich dann in der Kongregation sitze, aber du bist mir auch wichtig. Ich will nicht, dass du dich hinten angestellt fühlen musst.

    Handlung:Er spührt, wie etwas im Unterton der Antwort ihn stärker getroffen hat, als er gedacht hätte. Bisher hatte er das immer von sich weggeschoben.

    Dann ist ja...

    Handlung:Er stockt, bricht den Satz ab, als er den leiseren Nachsatz hört. Dann herrscht für einige Sekunden Schweigen, ehe sie den Hof der Schule verlassen haben. Er räuspert sich einmal, hat das Gefühl, dass seine Stimme belegt war oder noch immer ist.

    Findest du, dass ich bisher zu wenig Zeit für dich hatte?

    Wenn ich ehrlich bin, habe ich das noch gar nicht wirklich realisiert. Es war so viel zu tun in den letzten Tagen, die Weihe, das neue Amt... Ich bin froh, dass heute mal ein ruhiger Tag ist.

    Handlung:bleibt er sehr vage.

    Handlung:Nimmt den Rucksack entgegen und blickt seinem Sohn leicht betrübt hinterher, als dieser ihm gerade den Rücken zudreht. Der Knall der Kofferraumklappe passt irgendwie zu ihrer Stimmung in diesem Moment, stellt er fest. Als Césare dann doch auf ihn zu kommt und ihm umarmt, ist er für Sekundenbruchteile überrascht, erwidert die Umarmung dann aber.

    Ich... freue mich auch dich zu sehen, Céo.

    Handlung:Steigt aus dem Wagen und versucht sich ebenfalls in einem Lächeln, das - Maria hilf! - so ehrlich aussieht, wie er es am liebsten ausdrücken würde. Aber irgendwie zweifelt er daran, dass es wirklich so wirkt. Unschlüssig, ob er seinen Sohn umarmen soll oder ob der das eher nicht gut finden würde, lässt er es lieber und erwidert stattdessen einfach

    ¡Hola, Ceo!
    Wie geht es?


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    Damals, am 05.01.15


    Der fünfte Januar war ein Montag. Einen Tag darauf war der Dreikönigstag und am Mittwoch wiederum darauf folgend würde die Schule wieder beginnen. Es war für Valsantos Verhältnisse kühl, als am Morgen gegen 9 Uhr ein Wagen vorfuhr.


    Handlung:
    Er hatte Zivilkleidung angezogen und einen Wagen aus dem Fuhrpark gewählt, der weder als einer der Kongregation gekennzeichnet, noch sonst auf eine besondere Stellung hindeutete, wollte nicht auffallen.
    Sicher, er hätte einen Fahrer schicken können, der Kardinal hätte das bestimmt genehmigt, aber das hatte er nicht gewollt. Das schlechte Gewissen holte ihn wieder ein: Wieder hatte er seinen Sohn nicht wie versprochen in seine Dienstwohnung eingeladen über die Festtage, sondern ihm im Internat gelassen, sich eingeredet, dass dort viel mehr Weihnachtsstimmung war als in seinem Domizil. Er liebte den spirituellen Umgang mit dem Fest und verzichtete auf Dekorationen weitestgehend. Für wen auch? Ein schönes - familiäres - Weihnachtsfest hätte er ohnehin nicht bieten können, er hatte schließlich keine Familie, von seinem Sohn, zu dem er wie "die Jungfrau zum Kinde" - er bekreuzigte sich schnell und bat stumm um Vergebung für diesen unangemessenen Vergleich - gekommen war, einmal abgesehen.
    Noch immer haderte er trotz all der Freude und des Stolzes auf seinen Sohn mit dieser Fügung, verdammte mal sich selbst, dass er nie intensiver geforscht hatte, bevor er Priester wurde, mal seine erste und einzige Freundin, die ihm ins Messer hatte laufen lassen, mal seine Kirche, die es ihm mit dem Zölibat noch schwerer machte, zu seinem Sohn zu stehen (so viele würden es nicht verstehen und daher nicht akzeptieren) und mal den Gott, der ausgerechnet ihm diese Last aufgebürdet hatte.
    Geschenke hatte er natürlich besorgt gehabt, zum ersten Mal seit Jahren wieder mehr als ein kleines Präsent unter Freunden oder Kollegen. Aber Césare hatte dennoch irgendwie enttäuscht geklungen, als er mit ihm telefoniert hatte.
    Ja, er hätte wenigstens persönlich kommen sollen, wenn er schon sein Versprechen brach, aber das hätte er nicht geschafft. Die Arbeit war eine gute Ausrede, aber nicht mehr gewesen.
    Nervös trommelte er gegen das Lenkrad, während er auf seinen Sohn wartete. Nun also würde es in Richtung des neuen Internats gehen, näher an San Pedro, wo er in Zukunft in der Kongregation arbeiten würde, er der frisch geweihte Bischof...

    Handlung:zieht aus der Basilika hinter den Kardinälen Fischer und Lee aus und ist tief bewegt von der Weihe. Wie während der Priesterweihe hat er in der Messe den Heiligen Geist in einer enormen Intensität erlebt. Dennoch - nun lastet die Bürde eines Bischofs auf ihm. Nach dem obligatorischen Empfang der Gemeinde sollte er nach Hause gehen, hatte der Großinquisitor gesagt, und den restlichen Tag mit seinem Sohn verbringen.
    Die Selbstverständlichkeit der Aussage hatte ihn überrascht, schließlich war er vermutlich der erste Bischof mit "Familie" seit einigen Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten...