Besuch des Suverenos der Freien Republik der Merkellen
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Signore Modesto, eccellenza. Wir freuen Uns, dass Ihr Unserer Einladung so schnell gefolgt seid. Wir wissen diese Geste zu schätzen und sind Uns sicher, dass Wir in diesem Gespräch die Dinge zur Zufriedenheit aller werden klären können.
Dies ist Kardinal Hallberg, der Großinquisitor.
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Vua santeso, ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen. Ich bin sicher, Ihr wisst meine Geste zu schätzen, offen für Gespräche zu sein. Ich hoffe jedoch, dass siorulo Pellicano im Ausgleich weniger hetzend im Rat der Nationen agieren wird.
Kardinal Hallberg, wir hatten bereits brieflich das Vergnügen.
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En Effecto, Excelencia. Ich bin erfreut.
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Bitte. Nehmen Sie doch Platz. Möchten Sie etwas trinken? Monsignore Gomez steht ganz zur Verfügung.
Wir wissen diese Geste durchaus zu schätzen, Exccellenza. Vescovo Pellicano ist ein gottesfürchtiger Mann, der seinen Glauben und die Religion hinter alle seine anderen Ansprüche zurückstellt. Das Ihr Dekret ihn derart reagieren lässt, ist daher nur folgerichtig. Carlos Pellicano wurde durch Uns nicht umsonst zum Päpstlichen Legaten ernannt. Er vertritt vehement die Position der Kirche auf dem diplomatischen Parkett. Er ist durch und durch Diplomat, aber genauso durch und durch ein Mann der Kirche. Ich nehme an, dass Ihr Verständnis dafür aufbringen könnt, dass ein Priester und Bischof über das Verbot des Glaubens und der Religionsausübung derart brüskiert reagiert.
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Selbstverständlich habe ich Verständnis für siorulo Pellicano. Die Freie Republik der Merkellen hätte es nie gegeben, wenn wir nicht für unsere Sache eingestanden hätten. Ich spreche dieses Recht niemandem ab, aber wenn ich die Auffassung nicht teile, kritisiere ich sie.
Vua santeso, ich möchte zunächst noch einmal betonen, dass wir den Glauben mit dem Dekreto keinesfalls verbieten. Wir verbieten lediglich die Zurschaustellung desselben, um ihn vor dem Missbrauch politischer Strömungen zu schützen.
Wie ich hörte, reagierte die Priesterschaft der Merkellen bereits und machte aus ihren offenen Kirchen geschlossene Kapellen. Es wird zwar noch geprüft, ob diese Vorgehensweise zulässig ist und nicht gegen das Dekreto verstößt, aber damit ist doch der geweihte Boden auch weiterhin für die Gläubigen nutzbar.
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Nun, zur Thematik der Zurschaustellung möchten Wir noch einmal kurz anreißen, was Unser Legat im Rat der Nationen bereits gesagt hat.
Es ist so, dass der katholischen Glauben im Privaten nicht möglich ist. Man benötigt geweihte Räume für die Sakramente. Wenn man Uns richtig informiert hat, werden solche Räume nach Eurem Dekret durch ihre Weihe zu öffentlichen Räumen und somit wären religiöse Handlungen in ihnen untersagt. Das würde bedeuten, dass für die Anhänger des katholischen Glaubens der Glaube und die Ausführung ihres Glaubens unmöglich geworden wäre. Und damit wären wie widerum bei einem Glaubensverbot.
Vielleicht könntet Ihr Uns kurz erklären, wo genau sich nach Eurer Definition der Unterschied zwischen offenen Kirchen und geschlossenen Kapellen bewegt.
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Nun, ich nehme doch an, dass Katholiken ihren Gott auch in den eigenen vier Wänden anrufen können. Ich weise deshalb das generelle Glaubensverbot strikt zurück. Niemand wird inhaftiert, weil er an einen Gott glaubt.
Um auf Eure Frage zu kommen. Ich erwähnte schon, dass die Initiative der merkellischen Priesterschaft noch auf Vereinbarkeit mit dem Dekreto geprüft wird.
Der Hauptunterschied, den ich zunächst sehe, ist der, dass nicht jeder Leichtgläubige einfach in die Kirche gehen kann und durch die Präsenz des Priesters und die Pracht ihres Inneren in Demut beeinflusst wird.
Dennoch halte ich das für eine ungenügend abgedeckte Grauzone, weshalb wir vor allem überprüfen werden, inwieweit die Priester nicht nur zum Schein die Erlaubnis zum Besuch der Kapelle voraussetzen. Insbesondere wird über eine Begrenzung der Anwesenden dort nachgedacht.
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Santo Padre, es war tatsächlich mein Vorschlag, den die Priester auf den Merkellen befolgten, als sie ihre Kirchen in Kapellen umwandelten. Während in Kirchen das Volk Gottes zusammentrifft, sind Kapellen nur für geschlossene Gruppen von Gläubigen zugänglich - hier nur für die jeweilige Gemeinde.
Excelencia, diese Regelung kann aber nur ein Provisorum bleiben. Die Feier der Sakramente im Privaten ist zwar möglich, erfüllt so aber ihren Sinn nicht. In der Heiligen Messe wird die Gemeinschaft aller Gläubigen zelebriert - darin liegt der Hintergrund der Wechselgebete und "Amen"-Bestätigungen -, also muss sie auch für alle Gläubige und für alle solche, die Gläubige werden wollen, offen sein. Auch die Aufnahme neuer Gemeindemitglieder kann nur in der öffentlichen Heiligen Messe geschehen.
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Mir ist bewusst, dass es durch das Dekreto Einschränkungen in der Glaubenspraxis gibt, das ist aus unserer Sicht derzeit notwendig. Dieses Dekreto ist keine Dauereinrichtung, sondern soll nur bis zur endgültigen Stabilisierung des merkellischen Staates Bestand haben, um eben diesen Prozess nicht zu gefährden.
Wir können zu diesem Zeitpunkt unmöglich Sonderregelungen für die einzelnen Religionen aufstellen. Dann wäre das Dekreto verwaschen und de facto nutzlos.
Unsere Geschichte hält gerade in Bezug auf den katholischen Glauben unangenehme Erfahrungen bereit. Sie werden verstehen, dass ich nicht gewillt bin, so etwas zu wiederholen.
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Ich kann Ihnen versichern, dass die Katholische Kirche nicht versuchen wird, auf die politischen Verhältnisse auf den Merkellen einzuwirken. Dazu fehlen auch die Strukturen; Sie wissen ja, dass weder Bischöfe noch solche Priester, die zum Tragen der bischöflichen Insignien berechtigt sind, auf den Merkellen residieren. Eine Wiederholung vergangener Fehler, die es in der Geschichte der Katholischen Kirche durchaus gab, können wir daher ausschließen.
Im Gegenteil kann die Katholische Kirche sogar zur Stabilisierung Ihrer Gesellschaft beitragen. Unsere Priester predigen die Nächstenliebe, die Achtung jedes Lebens, die Rücksichtnahme auf den Einzelnen, die Selbstzurücknahme, wenn die Mittel knapp werden,...
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Ecelenco, Ihre Fürsorge in Ehren, aber ich habe nicht vor, das Seelenheil des merkellische Volkes in die Hand der Kirche zu legen. Gerade damit erlangt sie eine Position beim einfachen Mann, die über der des Staates steht. Die merkellische Regierung tut alles, um seinen Bürgern die Sorgen zu nehmen und dabei soll es auch bleiben.
Der Glaube darf dabei nicht in den Vordergrund treten.
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Zitat
Original von Alessi Modesto
Der Glaube darf dabei nicht in den Vordergrund treten.Aber er darf auch eben so wenig verboten werden.
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Vua santeso, bei allem gebotenen Respekt, hier handelt es sich um eine innenpolitische Entscheidung. Vollkommene Religionsfreiheit herrscht doch auch in Valsanto nicht, oder ist der Artikel 3 Absatz 1 des valsantinischen Staatsbürgerschaftsgesetzes anders zu verstehen, als dass man katholisch verheiratet sein muss, um die gleiche Staatsbürgerschaft seines valsantinischen Ehepartners zu erlangen? Oder das Zulassen ausschließlich katholischer Männer und Frauen zur päpstlichen Universität - auch zur heraldischen Akademie.
Würdet Ihr diese Einschränkungen entfernen?
Wir verbieten die öffentliche Ausübung der Religion zur Stabilisierung der Gesellschaft und somit zum Schutz derselben.
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Modesto lässt sich noch einen Kaffee bringen.
Habt Ihr noch Fragen? Die Staatsgeschäfte daheim drängen etwas.
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Bitte entschuldigt Uns einen Augenblick. Ich überlasse Euch den fähigen Händen des Kardinals. Wir werden schnell zurück sein.
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Nun, ich denke, dass soweit alles gesagt ist und werde nun wieder auf die Inseln zurückkehren.
Ich danke für den freundlichen Empfang und verabschiede mich in aller Höflichkeit.